Den Besuch von König Philippe kann man als gelungen bezeichnen. Einige werten den Besuch sogar als historisch - als einen Besuch, der eine neue Ära in dem Verhältnis zwischen Belgien und dem Kongo eingeläutet hat. Da braucht es wohl mehr als einen Besuch.
Aber grundsätzlich war es ein gelungener Besuch des Königs, daran besteht kein Zweifel. Denn er ist auf all das eingegangen, was zurzeit im Verhältnis zwischen Belgien und dem Kongo eine Rolle spielt, ohne vor Tabus halt zu machen.
König Philippe hat die Vergangenheit angesprochen und klar in seiner Rede vergangenen Mittwoch in Kinshasa gesagt, dass die Kolonialzeit viel Unrecht über die Kongolesen gebracht hat. Er hat dieses Kolonialsystem verurteilt und sein tiefstes Bedauern dafür ausgesprochen.
Er hat einen kongolesischen Veteranen getroffen, der für Belgien sein Leben im Krieg riskiert hatte. Er hat eine Maske aus dem Afrika-Museum in Tervuren zurück in den Kongo gebracht. Er hat versucht, auch mit einfachen Menschen zu sprechen. Das ist für einen König schwer, weil alles immer überorganisiert ist, wenn der König irgendwo angekündigt ist.
Aber er war eben in einer Schule, an der Universität in Lubumbashi. Er war in dem Provinzort Katanga und hat gesehen, wie es in einer einfachen Ortschaft im Kongo aussieht. Er war im gefährlichen Osten, in Bukavu, und hat dort Opfer der Gewalttaten getroffen, die Frauen, um die sich der Friedensnobelpreisträger Doktor Mukwege dort in Bukavu kümmert.
Bei all dem hat er nicht vergessen zu sagen: Unser Blick muss jetzt nach vorne gehen, auf die Zukunft gerichtet sein. Und diese Zukunft sollten Belgien und der Kongo auf Augenhöhe gestalten. Die Zeiten, in denen Belgien auf den Kongo herabgeblickt hat, die sind jetzt vorbei.
Soweit kann der König in seiner Rolle gehen. Er kann Gesten setzen, er kann Reden halten. Die sind auch wichtig, weil er eben den Staat repräsentiert. Aber die Ausgestaltung dessen, was er sagt, obliegt der Politik. Und da ist eben die Frage, ob der Besuch von Philippe tatsächlich diese Wende im Verhältnis von Belgien zum Kongo eingeleitet hat, von der einige jetzt sprechen.
Die Ernsthaftigkeit des Partners, also der politischen Führung des Kongo, kann man aber in Frage stellen. Mit dem neuen Präsidenten Tshisekedi hat sich nicht wirklich etwas verändert. Tshisekedi versteht es zwar gut, auf internationalem Parkett eine gute Figur zu machen. Aber bei dem, was er selbst dazu beigetragen hat, damit es seiner Bevölkerung gut geht, da sieht die Bilanz doch ziemlich mager aus.
Auch unter Tshisekedi geht es dem Volk im Kongo einfach nicht besser. Vor drei Jahren, als er an die Macht kam, hat er dem Volk viel versprochen - zum Beispiel kostenlose Schulbildung. Aber von diesen Versprechen hat er fast nichts umgesetzt. An der katastrophalen Lage im Inneren des Landes mit fehlender Infrastruktur, Hunger, Menschenrechtsverletzungen oder der stark eingeschränkten Pressefreiheit hat sich nichts geändert.
Ganz im Gegenteil hat er politische Gegner aus dem Weg geräumt, und zum Beispiel den Abgeordneten im Parlament jedem ein neues Auto im Wert von mehr als 50.000 Euro einfach mal so geschenkt mit Geld, das in anderen Projekten für das Volk viel sinnvoller hätte angelegt werden können.
Um auf den Königsbesuch zurückzukommen: Philippe hat eine gute Figur gemacht, sich sensibel für die Probleme des Landes gezeigt und eine Perspektive gegeben für eine gemeinsame Zukunft. Mehr kann er nicht tun. Das jetzt durch konkrete Projekte mit Leben zu erfüllen, das ist Aufgabe der Politik.
Kay Wagner