An und für sich ist es bei nahezu jeder Einstufung ein ähnliches Bild. Die einen haben Grund zum Feiern, und andere wiederum sind im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos, wenn das Ergebnis nicht ganz den Erwartungen entsprochen hat. Dies war auch diesmal der Fall.
Mit Freudentränen nahm die Dirigentin des Männergesangvereins Raeren, Sabine Hickmann, die 88,1 Prozent auf, die sie mit ihrem Chor in der ersten Kategorie erringen konnte. Die Raerener Männer erzielten unter der Leitung von Sabine Hickmann am Samstag auch das beste Resultat der fünf angetretenen Ensembles. Leider reichte es für das Männerquartett Recht mit 65 Prozent nicht für die erste Kategorie.
Im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos war auch Dirigent Paul Voncken ob des Ergebnisses des Marienchores Eupen mit 76 Prozent in der Exzellenzklasse. Juror Thomas Krämer wollte am Sonntag auch nicht im Detail auf dieses Ergebnis eingehen und verwies auf die Wertungsbögen. "Wir waren uns einig. Es gab keine großen Divergenzen in der Jury", erklärt Krämer. "Entweder sind die Stücke zu schwer gewesen oder es müssen Nachlässigkeiten im Klang oder der Intonation da gewesen sein - irgendwelche dieser Gründe werden sicher vorgelegen haben. Aber daran kann man ja arbeiten fürs nächste Mal."
Dies sollte ohnehin das Wesentliche bleiben. Eine Einstufung darf kein Selbstzweck sein, sondern immer wieder eine Anregung, mit Freude weiterzumachen.
Grund zum Jubel hatten am Sonntag alle neun weiteren Chöre. Durch die Bank überzeugten die Ensembles in allen Kategorien: sei es der Kirchenchor Elsenborn mit 92,7 Prozent in der dritten Kategorie oder die vier Chöre der ersten Kategorie, die allesamt über 80 Prozent erhielten, und natürlich vor allem die drei Ensembles der Exzellenzklasse, das Vokalensemble Cantabile mit 92,7, das Eupener Vokalensemble Pro Arte mit 93 und dass Vokalensemble Carmina Viva mit sagenhaften 98 Prozent. "Die waren so ausgereift und in sich stimmig grandios. Ich erwische mich immer dabei, wenn die Chöre so gut sind, dass ich meine Protokollbögen gar nicht ausfülle, sondern einfach die Musik genieße."
Auffallend erfreulich war in diesem Jahr, dass vier Chöre von vier jungen Dirigentinnen geleitet wurden. Andererseits werden zwei Dirigenten bei der nächsten Einstufung nicht mehr dabei sein: Paul Piront und Heinz Keutgen, die ihren Chören in Born respektive Walhorn seit vielen Jahrzehnten vorstehen. "Es werden jetzt im Frühjahr 45 Jahre und ich meine, dass es dann langsam an der Zeit ist, Platz zu machen für jüngere Leute, damit mal ein frischer Wind reinkommt", sagt Piront. Derselben Meinung ist auch Heinz Keutgen, der dem Chor in Walhorn 42 Jahre vorgestanden hat: "Es wird langsam Zeit, dass ein Nachfolger kommt."
Ein Generationswechsel ist also angesagt. Was die Einstufung an sich betrifft, hat Juror Thomas Krämer noch eine Empfehlung: "Ich würde den Chören in Zukunft mehr freie Hand lassen. Vielfach wurde zurecht moniert, man habe für diese Einstufung Stücke einstudiert, die die Chöre später nie wieder singen. Das kann gut sein, aber Chöre sollten natürlich auch an ihr Publikum und ihre Konzerttätigkeiten denken", findet Krämer.
Insgesamt nahmen 450 Sängerinnen und Sänger an dieser Einstufung teil. Wenn man dann noch alle weiteren Chöre hinzurechnet, die nicht an der Einstufung teilnehmen, dann kann man sich nur freuen über die sehr rege Chorlandschaft Ostbelgiens.
Der Belgische Rundfunk hat die Einstufung aufgezeichnet und strahlt den kompletten Mitschnitt und weitere Interviews in der nächsten Woche von Montag, 18. November bis Donnerstag, den 21. November um 19 Uhr auf BRF2 aus.
Hans Reul