Eine Schublade war für ihn immer zu wenig. Mal schlicht und heiter, mal melancholisch und tiefgründig: Salvatore Adamo hat im Laufe seiner langen Karriere viele Genres bedient. Mehr als ein halbes Jahrhundert steht er nun schon auf der Bühne. Seine internationale Karriere begann Adamo in den 1960er Jahren. Damals katapultierten ihn Lieder wie "Es geht eine Träne auf Reisen" oder "Gestatten Sie, Monsieur?" auch in die deutschen Charts.
Bis heute ist seine Rolle die des charmanten, weltgewandten Gentlemans. Stets gut gekleidet, meist im Anzug, wechselt der gebürtige Italiener bei seinen Auftritten mühelos zwischen Französisch, Spanisch und Englisch. Zwar sind seine Haare grauer geworden, doch die rauchige Stimme hat noch dieselbe Kraft wie vor 50 Jahren.
Geboren wurde Salvatore Adamo 1943 in Comiso auf Sizilien. Als Vierjähriger kam er nach Mons, wo sein Vater als Bergmann Arbeit fand und die zehnköpfige Familie durchzubringen versuchte. Diese Zeit spiegelt sich auch in seiner Musik wider. "Ich kenn' das schwarze Land, voll Kohle tief im Schacht. Der Öfen Feuerbrand erleuchtete die Nacht. In stummer Sklaverei, ein langer Leidenszug. Und Einer war dabei, der meinen Namen trug", singt er im Lied "Was soll ich da noch für Euch singen?".
Schon früh fiel der Junge nicht nur mit überdurchschnittlicher Intelligenz, sondern auch durch seine raue und gelegentlich fast brüchige Stimme auf. Als 20-Jähriger stand er erstmals auf Platz eins der belgischen Hitparade. Kurz darauf sorgte Adamo auch für Schlagzeilen in den Klatschspalten. 1964 sang er das Lied "Dolce Paola", nachdem man ihn oft gemeinsam mit der damaligen Prinzessin Paola gesehen hatte. Aufkommende Gerüchte um eine mögliche Affäre kommentierte der Sänger allerdings nie mit mehr als einem Lächeln.
1984 erlitt Adamo einen Herzinfarkt und musste sich einer Bypass-Operation unterziehen, 20 Jahre später verbrachte er nach einem Schwächeanfall in Paris erneut längere Zeit im Krankenhaus. Das hat ihn freilich nicht daran gehindert, weiter zu schreiben, zu singen und aufzutreten.
Fälschlicherweise wird Adamo international oft für einen Franzosen gehalten - ähnlich wie Jacques Brel. An Ehrungen mangelt es nicht: 2001 wurde er vom König in den Adelsstand erhoben und darf das Prädikat Ritter bew. Chevalier seinem Namen voransetzen. Ehrenbürgerschaften verliehen ihm Jemappes und Montreal, Brüssel und Mons.
Auch den Ostbelgiern ist der Chansonnier stets in guter Erinnerung. Dafür erhielt er im Mai 1989 in der Festhalle von Eupen-Kettenis die Ehrenantenne des BRF.
dpa/rkr