"Sublimation" ist der Titel des rund zwölfminütigen Werks, das Toshio Hosokawa im Auftrag des Concours Reine Elisabeth für den Cellowettbewerb komponierte. Es ist ein sehr groß besetztes Orchesterwerk, in dem das Cello sich nicht immer leicht behaupten kann. Hosokawa möchte in "Sublimation" die Beziehung zwischen Mensch und Natur darstellen, und die ist nicht immer nur friedlich und beglückend, wie er im Interview sagt.
Dem 23-jährigen Chinesen Sihao He kam die Ehre zuteil, die Uraufführung von "Sublimation" zu spielen, dabei tat er sich manchmal schwer, dem Orchestersound sein Soloinstrument gegenüberzustellen.
Besonders gespannt war man auf die kurze Passage, bei der die Cellisten die Saiten weder mit dem Bogen streichen noch mit den Fingern pizzicato zupfen. Hosokawa ließ sich an dieser Stelle von der japanischen Koto inspirieren, bei der die Saiten mit einem Plektron, wie wir es auch von der Gitarre kenne, gezupft werden. Das stellt die jungen Musiker vor keinerlei Probleme.
Sihao He setzte dann sein Programm mit dem Konzert von Robert Schumann fort. Ob die Wahl so glücklich ist, sei mal dahingestellt. He konnte lediglich im langsamen Mittelteil dieses aus drei durchgehenden Sätzen bestehenden Konzerts mit wunderschönem Gesang überzeugen. Leider waren aber auch immer wieder leichte Intonationsprobleme zu hören.
Der zweite Finalist, der 22-jährige Amerikaner Brannon Cho ging das Hosokawa-Werk auf demonstrativ offensive Art an, und so richtig begeistern konnte er vor allem mit seiner Interpretation des Konzerts von Dmitri Schostakowitsch. So kam es im langsamem zweiten Satz zu einem sehr innigen Dialog mit dem Orchester, das sich übrigens unter der Leitung von Stéphane Denève von einen ebenso aufmerksamen wie sehr spielfreudigen Seite zeigte. Die Kadenz stellte Brannon Cho mit technischer Souveränität vor.
Auch wenn ich mir ab und zu noch etwas mehr natürliche Autorität vom Solisten gewünscht hätte, war es ein sehr schöner Abschluss des ersten Finalabends, der Lust auf mehr macht und gerade dieses Schotakowitsch-Konzert, das ja noch fünf weitere Kandidaten ausgewählt haben, wird im Laufe der Woche zeigen, wer Musikalität mit technischer Virtuosität in Einklang bringen kann.
Am Dienstagabend sind zwei Franzosen an der Reihe: Yan Levionnois und Aurélien Pasacal. Frankreich ist in diesem Finale mit vier Cellisten vertreten. Für Aurélien Pascal legt die französische Celloschule mehr Wert auf die Klanggestaltung als auf einen kraftvollen Ton, das unterscheidet sie in erster Linie von der russischen und deutschen Schule. Wir sind gespannt auf die beiden jungen Franzosen.
Hans Reul - Bild: Thierry Roge/BELGA