Die Geschichte ist bekannt: Marie und François lernen sich auf der Kirmes in Jalhay kennen, verlieben sich, wollen heiraten, dafür müssen sie in Xhoffraix die Hochzeitspapiere abholen. Sie machen sich auf den Weg übers Hohe Venn, geraten in einen Schneesturm, dem sie zum Opfer fallen. Davon zeugt ein Kreuz im Venn und Victor Gielen hat ausgehend von dieser wahren Geschichte einen Roman verfasst, den Christian Klinkenberg jetzt in Musik setzte.
"Es ist so, dass wir das Stück angefangen haben, als der Text, bzw. das Libretto noch sehr frisch war. Wir haben ein Casting für die Sänger gemacht, dann hatten wir die erste Probe mit kleinen Kompositionen, aber das Große stand noch nicht, so dass die Sänger improvisieren mussten. Dieses Freie hat mir so gut gefallen, dass ich weiter gehen wollte und dem Orchester genau die gleichen Möglichkeiten geben wollte, auch mit Improvisation zu arbeiten", sagt Klinkenberg.
Freiheiten für Orchester und Interpreten
In Klinkenbergs Tonsprache verbindet sich Jazz mit Mikrotonalität, Rock mit freier Musik und dies setzt er nicht in traditionelle Notation, sondern in Graphik um. Die ersten Skizzen des Komponisten hat der Maler Marc Kirchvink dann zu Gemälden verarbeitet, die den Sängern und Musikern als Ausgangspunkt dienen. Eine Praxis, die in der zeitgenössischen Musik unter anderem von John Cage verwandt wurde, und die den Interpreten mehr Freiheiten bietet.
"Ich hab mich sehr inspirieren lassen von der Farbpsychologie und der Ornamentik. wir hatten auch eine Aufnahme bekommen, die die Facetten auch nochmal sehr beleuchtet hat. Und auch der Text ist so stark - auf dieser Grundlage konnte man super aufbauen", sagt Irmke von Schlichting, die die Rolle des Wetters spielt - eine Figur, die die Librettistin Nicole Erbe hinzuerfand.
Nicole Erbe zeichnet auch für die Regie verantwortlich, die musikalische Leitung liegt in Händen von Bart Bouckaert, der das internationale Solistenquartett und das Orchester, das sich aus Musikern des Ensemble 88 und des Christian Klinkenberg Orchestra zusammensetzt, leitet. Klinkenberg hat ja selber vor vielen Jahren in Rockbands begonnen, dann kam der Jazz hinzu und die neue Musik. "2004 habe ich mein erstes Streichquartett geschrieben, was auch schon ziemlich modern war, aber es kommt jetzt immer mehr zur Fusion von allem. Es war früher ein 'Entweder-Oder', aber jetzt kann es mehr und mehr sein, dass alles zusammengeführt wird und die Sicherheit in allen Bereichen mehr da ist", erklärt Klinkenberg.
Begeistertes Premieren-Publikum
Das Ergebnis ist bemerkenswert und begeistert auch Peter Swinnen, den Direktor des Brüsseler Konservatoriums, an dem Christian Klinkenberg lehrt. "Die Opernwelt ist von hohem Prestigewert und meist sind es die großen Opernhäuser wie La Monnaie, die Opernaufträge erteilen können. Aber der Weg dorthin ist nicht leicht und ein junger Komponist muss schon vorab seine Erfolge aufweisen. Da ist es phantastisch, dass Christian Klinkenberg hier in Eupen die Möglichkeit hat, eine Oper mit jungen Kräften aufzuführen."
Die Kammeroper "Das Kreuz der Verlobten" von Christian Klinkenberg hat ihre Feuertaufe mehr als bestanden. Das Premieren-Publikum im Alten Schlachthof in Eupen war begeistert. Für den 18. und 19. Februar sind weitere Vorstellungen im Triangel in St. Vith angesetzt.
hr/mg - Bild: BRF Fernsehen