In Kelmis ist man stolz auf die Zeit der Neutralität, die vor 200 Jahren aus einem Teil von Moresnet ein staatsrechtliches Kuriosum machte. Es wird sich ausgiebig erinnert: Beim historischen Umzug paradiert auch Napoleon mit einer Truppenabteilung. Außerdem – passend zum Jubiläum – publiziert der flämische Erfolgsautor David Van Reybrouck sein Moresnet-Buch "Zink" und erscheint in den Niederlanden das Buch von Philip Dröge über die "unglaubliche Geschichte eines Ortes, den es eigentlich gar nicht geben durfte".
Der Grund damals war wirtschaftlicher Art. Als nach dem Sturz Napoleons Europa neu aufgeteilt wurde, sollte die Grenze zwischen den Niederlanden und Preußen durch Moresnet verlaufen. Doch wegen der dortigen Zinkgrube waren beide Länder an dem Ort interessiert. 1816 einigte man sich: Der Westen von Moresnet kam an die Niederlande, der Osten an Preußen und der mittlere Teil mit der Grube – als sogenanntes neutrales Gebiet – provisorisch unter gemeinsame Verwaltung.
So manches machte den Mini-Staat zu etwas Besonderem: Es gab weder eigene Polizei noch Militärdienst – wohl ein florierendes Casino, aller Import war zollfrei, Unterrichts- und Gesundheitswesen organisierte die Grubenverwaltung. Schnaps durfte gebrannt werden und die Bergwerkskapelle spielte die eigene Hymne. Sie heißt Amikejo. Das ist Esperanto und bedeutet Freundschaft. Esperanto sollte Neutral-Moresnets Staatsprache werden.
2016 trifft der islamistische Terror Brüssel: beklagt werden 32 Tote und 340 Verletzte.
Werner Mießen