"Er war jemand, der immer das Licht suchte, das Glück - für andere mehr als für sich selbst", sagt seine Tochter Francine Deroudille. Zusammen mit ihrer Schwester Annette verwaltet sie die rund 450.000 Fotos von Robert Doisneau im Atelier in Paris. "Er war als Fotograf ein Einzelgänger", erinnert sie sich, "und arbeitete sehr konzentriert. Mit viel Geduld wartete er auf den richtigen Moment."
"Geschenkte Momente" - so lautet auch der Titel der Ausstellung. 400 Fotos von Robert Doisneau zeigt die Retrospektive im Museum "La Boverie". Von den Anfängen seiner Karriere in den 30er Jahren bis zum Ende in den 90ern dokumentiert sie die ganze Bandbreite seines Werks. Zusammen mit den Töchtern von Robert Doisneau hat Isabelle Benoît von der Brüsseler Kulturagentur "Tempora" die Ausstellung konzipiert. "Robert Doisneau ist sehr berühmt für die Leichtigkeit in seinen Bildern. Wir wollten zeigen, dass sein Werk tiefer und vielfältiger ist", erklärt sie das Konzept.
Das Leben der armen Menschen, die schwere Arbeit in der Industrie, der Alltag der kleinen Leute in den Vororten von Paris - das waren seine Sujets. "Er hat die raue Realität gekannt und war nicht der Optimist, als der er oft dargestellt wird", so seine Tochter Francine. Die Kinder auf seinen Fotos zum Beispiel seien zwar fröhlich, aber im Allgemeinen sehe man sie in einer elenden Umgebung.
Im Kontrast dazu stehen die Jahre bei der Modezeitschrift Vogue, für die Robert Doisneau 1949 bis 1951 arbeitete. "Trotz der schönen Aufnahmen war diese mondäne Welt nicht sein Milieu. Er hat den armen und einfachen Menschen näher gestanden", erinnert sich Tochter Annette.
Robert Doisneau liebte die Menschen, und zu seinen Lieblingsmotiven gehörten neben den Pariser Straßen auch die Bistros. Er lebte aber auch von Auftragsarbeiten, zum Beispiel für Zeitschriften und Magazine. In den 30er Jahren arbeitete er als Industriefotograf für Renault.
Einen besonderen Platz räumt die Ausstellung Doisneaus Fotografien aus Belgien ein. Sie sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen. "Robert Doisneau ist in den 50er und 60er Jahren sechs mal für Auftragsarbeiten nach Belgien gekommen. Hier sind diese Bilder zum ersten Mal zu sehen. Sie wurden nur einmal in Berichten oder Magazinen publiziert, aber bislang nie ausgestellt", erklärt Kuratorin Isabelle Benoît.
Die Stadt Lüttich ist stolz, nach Paris der zweite Ort dieser Ausstellung zu sein. Die Retrospektive "Robert Doisneau - Instants donnés" ist bis zum 19.April zu sehen und krönt damit auch das zehnjährige Jubiläum des Museums "La Boverie".
Michaela Brück






