Diese Ausstellung ist alles andere als eine romantische Bilderreise. Es sind keine gestellten Fotos von süßen Babys im Himmelbett. Im Gegenteil: Die Bilder sind schonungslos ehrlich. Sie zeigen die Realität der Geburt - manchmal blutig, manchmal dramatisch.
Es werden verschiedene Geburtsgeschichten erzählt: Eine natürliche Geburt, die im OP endete, weil die Speiseröhre eines Babys zweigeteilt war und operativ wieder verbunden werden musste. Auch eine Zwillingsgeburt, bei der eines der Babys kurz nach der Geburt starb, ist Teil der Ausstellung.
Die Fotografien von Trippaerts zeigen eindrucksvoll, wie stark und gleichzeitig zerbrechlich das Leben bei der Geburt beginnt. "Ich möchte zeigen, wie das Leben wirklich ist bei der Geburt. Auch wenn die Kinder sterben. Daher sind die Bilder auch stark. Ich versuche, sie der Wahrheit entsprechend zu zeigen."
Neben den dramatischen Szenen zeigt Trippaerts auch normale Geburten, Kaiserschnitte und Geburten mit Leihmüttern. Interessant ist, dass die Bilder selbst nicht durch ihn erklärt werden. Stattdessen kommen die Eltern zu Wort, ihre Texte erläutern die Geschichten hinter den Fotos. Trippaerts wollte sich nicht anmaßen, die Familien zu erzählen - er sieht seine Arbeit eher als Dokumentation.

Erfahrung als Notfallmediziner und die engen Kontakte zu Ärzten und Pflegepersonal haben es vereinfacht, die Szenen festzuhalten. "Mit dieser Ausstellung wollen wir die Augen für einen Lebensabschnitt öffnen, der sonst oft im Verborgenen bleibt."
Die Ausstellung "Naître, premiers regards" ist bis zum 29. Juni in der Lütticher Cité Miroir zu sehen. Zur Ergänzung gibt es auch spezielle Veranstaltungen: Am 12. Juni hält Trippaerts einen Vortrag über Frühgeburten, am 19. Juni über Trauerarbeit nach Totgeburten.
Manuel Zimmermann