Vier verschiedene Künstlerinnen, vier verschiedene Wege, sich mit dem Thema Weiblichkeit zu beschäftigen. Mal leise, mal laut schwanken die Frauen zwischen Kraft und Fragilität, Mythos und Alltag, Schönheit und Widerstand.
Eleonora Weber hat die Ausstellung mit dem Titel "Weiblich" im Alten Schlachthof organisiert. Ihr war es wichtig, Künstlerinnen aus der Region zu finden, die sich in ihrer Kunst mit den Themen Weiblichkeit und Frausein auseinandersetzen. "Hinzu kommt natürlich auch, dass man täglich in den Medien hört und liest, dass Frauen sich gegen sexuelle Gewalt wehren müssen, dass es Femizide gibt, dass es Machtmissbräuche gibt."
"Das macht mich natürlich sehr wütend und traurig zugleich und mir war es dann auch wichtig zu verstehen, wie Frauen aus unserer Region sich diesen Themen stellen, wie sie damit umgehen, wie sie sich auch feministisch positionieren und wie sie das Thema in ihrer Kunst verarbeiten." Eleonora Weber hofft, dass die Ausstellung Frauen Mut macht, laut und unbequem zu sein.
So unterschiedlich die Werke der verschiedenen Künstlerinnen auch sind, im Rahmen von "Weiblich" fügen sie sich zusammen wie ein Puzzle. "Das ist schon spannend zu sehen, wie die anderen Künstlerinnen die Welt sehen und wie sie auf die Frau an sich oder die Weiblichkeit schauen. Diese Zusammenarbeit ist wirklich sehr bereichernd", sagt die Künstlerin Nathalie Oedekoven. Inspiriert durch die Renaissance stellt sie in ihren Bildern die Frau in den Mittelpunkt. Ihre Figuren sind stetig auf der Suche nach Sicherheit und Frieden.
Auch Sandra Ganser beteiligt sich an der Gruppenausstellung. Seit vielen Jahren arbeitet die Künstlerin mit Naturmaterialien. Für sie ist Weiblichkeit allgegenwärtig. "Meine ganze Kunst ist einfach geprägt davon, dass sie rund ist. Sie hat etwas Organisches, sie ist beweglich, sie hat etwas ganz Weiches und vor allem fügt meine Kunst sich in den Raum ein, in dem sie gezeigt wird. Das sind ganz viele Aspekte, die für mich einfach zentral weiblich sind. Außerdem würde ich das Weiblichsein vom Frausein trennen wollen. Denn viele Dinge oder Menschen können weibliche Züge haben - auch Männer."
Viele der Werke in der Ausstellung sind emotional. Im letzten Raum der Ausstellung sind die Werke von Saskia Petermann zu sehen. Inmitten des Raumes befindet sich eine kleine Hütte - sie durchbricht den schwarz-weiß Stil der umliegenden Bilder. Eigentlich wollte Saskia Petermann in dieser Hütte Selbstporträts ausstellen.
Da ihr das Konzept dann doch nicht mehr so gut gefiel, entschied die Künstlerin sich dazu, die Geschichte ihres Großvaters in der Hütte aufzuarbeiten. "Man hat mir immer gesagt, dass mein Opa in den Wald gegangen ist, aber ich hab nie so richtig verstanden, was das bedeutete. Um mich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, habe ich die Hütte zu einem Wald gemacht. Das ist der innere Wald, der auch für die eigene Freiheit stehen soll, die man hat. Ein Selbstporträt habe ich dann aber doch noch in dieser Hütte behalten."
Die vierte Künstlerin im Bunde ist Tanya Klocke, auch Hasengold genannt. Ihre Bilder fallen vor allem durch ihre knalligen Farben auf. Viele ihrer Werke scheinen auf den ersten Blick harmlos oder gar niedlich – doch wer genauer hinsieht merkt, dass nichts ist, wie es scheint. Eines ihrer Werke, ein zunächst unscheinbares Schmetterlingskleid, behandelt explizite Gewalt an jungen Mädchen und Frauen: Genitalverstümmelung. "Das ist ein Thema, das mir sehr wichtig ist. Wenn man dieses Werk sieht, denkt man: Oh, süß, Schmetterlinge und Kinderkleidchen."
"Wenn man dann aber näher tritt, merkt man: Es ist etwas ganz anderes. Das bleibt einem dann im Abgang ein bisschen im Hals stecken, aber ich denke, dass das ein sehr gutes Mittel ist, um die Wichtigkeit des Themas zu verdeutlichen. Es ist einfach ein Schock", so Klocke.
Die Gruppenausstellung "Weiblich" im Alten Schlachthof in Eupen läuft noch bis zum 11. Mai.
Lindsay Ahn