Im Jahr 2019 hat das Ikob zum ersten Mal den Feministischen Kunstpreis verliehen. Erstplatzierte war damals die Britin Helen Anna Flanagan. Seitdem hat sich das Thema Feminismus auf viele verschiedene Arten weiterentwickelt, erklärt Brenda Guesnet, Kuratorin des Ikob. "Wir haben einerseits das Gefühl, dass vielleicht sehr viele progressive Ideen schon etabliert sind, vor allem auch in der Kunstwelt. Andererseits sehen wir dann in der realen Welt, dass weibliche Künstlerinnen weiterhin sehr benachteiligt sind - sowohl auf dem Markt, als auch in Ausstellungen.
"Einerseits geht es uns um eine Stärkung, gleichzeitig liegt der Schwerpunkt auch auf der Frage, was feministische Kunst überhaupt ausmacht." In diesem Jahr haben sich rund 450 Künstlerinnen beworben. Elf davon nehmen an der Ausstellung zum Feministischen Kunstpreis teil.
Das Ikob betrachtet den dritten Feministischen Kunstpreis als eine Party. Sie soll den Feminismus in all seinen Facetten widerspiegeln. Die teilnehmenden Künstlerinnen teilen diese Ansicht - so auch Nora Heidorn aus Berlin. "Ich habe den Eindruck, dass die Ausstellung insgesamt zeigt, dass es nicht nur eine Art von feministischer Kunst gibt. Innerhalb des Feminismus gibt es auch Auseinandersetzungen und unterschiedliche Meinungen und ich finde es sehr schön, dass hier viele verschiedene Arbeitsweisen zusammenkommen und das Publikum eben nicht den Eindruck bekommt, dass Feminismus nur eine Art von Kunst zulässt. Es gibt viele unterschiedliche Ästhetiken und Inhalte."
Nora Heidorn und Lynne Kouassi haben sich als Duo um den Feministischen Kunstpreis beworben. Wie die in Basel lebende Lynne Kouassi erklärt, sind die zentralen Themen in dem gemeinsamen Werk Mutterschaft und Geburt. "Das wichtigste Wort ist wahrscheinlich 'gebären' - gebären in einem zwar ernsthaften, aber vor allem auch positivem Licht. Denn es gibt auch einen lustvollen Teil, den wir hervorheben möchten."
"Dabei wollen wir aber nicht verniedlichend oder verharmlosend sein. Natürlich ist es eine krasse Situation. Bei unserer letzten Ausstellung des Werks haben wir das Publikum eingeladen, dem Werk noch etwas hinzuzufügen und diese Reaktionen und Antworten des Publikums haben wir nach Eupen mitgebracht. So bleibt das Werk lebendig und verändert sich ständig."
Wer den Feministischen Kunstpreis 2025 gewinnt, entscheidet sich am Sonntag. "Die Jury wird auch erst am Sonntag mit den Werken der Finalistinnen konfrontiert sein. Natürlich haben die Jurymitglieder schon verschiedene Portfolios gesehen, aber sie haben die Werke noch nicht in der Ausstellung selbst kennengelernt und es ist uns sehr wichtig, dass sie hier vor Ort mit den Werken in Berührung kommen."
Eine der Preisträgerinnen steht aber jetzt schon fest, denn das Ikob verleiht immer auch einen Feministischen Kunstpreis an eine Künstlerin, die aus Ostbelgien stammt oder in der Region kunstschaffend ist. In diesem Jahr ist das die gebürtige Chinesin You Huize. Zurzeit lebt und arbeitet die Designerin und Künstlerin in Eupen.
Neben einem Rundgang durch die Ausstellung wird es auch ein Programm mit Auftritten von einigen der teilnehmenden Künstlerinnen geben. Nicht zuletzt wird auch wieder ein Publikumspreis verliehen. Alle Besucher der Ausstellung können bis zum Ende der Ausstellung am 24. August abstimmen.
Die Finalistinnen des Feministischen Kunstpreises 2025 sind: Catherina Cramer, Cordula Ditz, Magdalena Frauenberg, Lynne Kouassi & Nora Heidorn, You Huize, Bethan Hughes, Myrthe van der Mark, Bernice Nauta & GC Heemskerk, Herline Raeman, Sophie Schmidt und Sandra Singh.
Lindsay Ahn