Willkommen im China des Jahres 210 vor Christus. Dieser Satz aus der zentralen Präsentation der Ausstellung "Die Terrakotta-Armee und der erste Kaiser Chinas" fasst perfekt zusammen, was die Besucher erwartet. Denn fast jeder mag ja die Terrakotta-Krieger an sich kennen. Aber wer hierzulande weiß schon etwas über den Kaiser Qin Shi Huangdi, der sie in Auftrag gegeben hat? Oder über das Land und die Gesellschaft, über die er geherrscht hat?
Genau das ist deshalb auch das Hauptanliegen, wie Henri Dupuis vom Ausstellungsmacher "Tempora" erklärt. "Wir wollen zeigen, was für eine außergewöhnliche Zivilisation China schon im dritten Jahrhundert vor unserer Zeit gewesen sei: eine Zivilisation, die unseren Breiten teilweise um Jahrhunderte voraus war – kulturell, aber vor allem auch in technischer Hinsicht."
Dazu haben die Ausstellungsmacher rund 300 Objekte in Brüssel versammelt, darunter natürlich die bekannten Ton-Statuen von Kriegern und Figuren des kaiserlichen Hofes, aber auch von Pferden gezogene Wagen, Waffen und Alltagsgegenstände.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um Originalstücke. So etwas ließen die Chinesen so gut wie nie außer Landes, betont Dupuis, schließlich rede man hier über unersetzliches kulturelles Erbgut der Menschheit. Und über eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten sowieso. So etwas könne man von Wert und Wichtigkeit etwa mit dem Original der Mona Lisa vergleichen. Aber die Kopien seien vor Ort in China von chinesischen Künstlern hergestellt worden – und zwar strikt nach den Methoden ihrer Vorfahren.
Damit haben die Ausstellungsmacher thematisch voneinander abgegrenzte Säle bestückt mit insgesamt rund 1.800 Quadratmetern, durch die die Besucher mittels Audioguides, Videos und Info-Tafeln gelotst werden. Kleiner Wermutstropfen: Leider nur auf Französisch, Niederländisch und Englisch. Dabei lernt man unter anderem viel über besagten Kaiser Qin Shi Huangdi und über das Leben in seinem Reich, über die zufällige Entdeckung der sogenannten Terrakotta-"Armee" durch chinesische Bauern und die weiter andauernde Erforschung der Anlage.
Aber das Herzstück der Ausstellung sind natürlich die tönernen Statuen, ihre Ausrüstung und wie sie hergestellt wurden vor rund 2.200 Jahren. Rund 8.000 von ihnen werden insgesamt in der Anlage erwartet. Hunderttausende Menschen sollen an ihrer Herstellung beteiligt gewesen sein – und am Bau der Grabanlage selbst. "Monumental" ist also ein zweifelsohne passender Begriff in jeder Hinsicht.
Das absolute Highlight ist dabei eine wirklich beeindruckende Rekonstruktion eines Teils einer der Gruben, in denen die Terrakotta-Krieger gefunden worden sind – in Originalgröße wohlgemerkt – und untermalt von Videoanimationen, Musik, Sound- und anderen Effekten.
Auch wenn die Ausstellung platzbedingt nur ein sehr kleiner Ausschnitt bleibt – er vermittelt zumindest einen guten Eindruck von den Terrakotta-Kriegern, die den Kaiser, der sie erschaffen ließ, auch lang nach seinem Tod weiter bewachen.
Die Ausstellung "Die Terrakotta-Armee und der erste Kaiser Chinas" ist in Brüssel auf dem "Tour et Taxis"-Gelände zu sehen. Sie läuft voraussichtlich bis Anfang März nächsten Jahres. Mehr Informationen, Öffnungszeiten und Tickets sind zu finden auf der Webseite der Ausstellung.
Boris Schmidt