Romain Van Wissen und Raphael Demarteau kennen sich schon seit fast sieben Jahren. Aber es hat gedauert, bis sie festgestellt haben, dass sie sich auch künstlerisch nahe stehen. "Lost places" - verlassene Orte und Räume - haben es ihnen angetan. Bei Van Wissen sieht man die Gebäude von außen. Mit Demarteau schaut der Betrachter eher von innen nach außen.
Ihr Interesse gilt dabei nicht der Architektur. "Ich würde eher sagen, es gilt den Gebäuden, die im Zerfall sind", erklärt Romain Van Wissen. "Weil es uns interessiert, darüber nachzudenken: Was war da? Wozu dienten diese Orte? Was ist da passiert? Ich finde die Geschichte von dem Gebäude interessant und auch, darüber nachzudenken, was da jetzt weiter kommen kann. Was könnte da wieder neu passieren?"
Das Vorangegangene, das Gegenwärtige und die mögliche Zukunft - das reizt die beiden Künstler. Van Wissens verlassene Gebäude stehen in abstrakten, knalligen Umgebungen. Er arbeitet mit Überlagerungen. "Also in meinen Bildern sieht es oft aus, als ob es eine Collage wäre. Ist es aber nicht. Und ich finde das ganz spannend, weil das eben diese eine ganze besondere Tiefe gibt. Ein Bild braucht für mich nicht unbedingt logisch oder realistisch zu sein. Der Maler hat die Freiheit, das zu machen, was er möchte und eben den Betrachter ein bisschen aus seiner Gewohnheit zu bringen."
Die Bilder sind keine Collagen, aber der Betrachter verspürt möglicherweise den Drang, mal mit dem Finger zu fühlen. "Es ist meistens sehr, sehr dünn gemalt und sehr fein. Und das gibt eben den Eindruck. Ist das jetzt geklebt oder nicht? Und das ist auch eine Frage, die man mir oft stellt: 'Aber das ist doch wohl geklebt?' Nein, nein, das ist nicht geklebt!"
Ganz anders die Technik von Raphael Demarteau. Er arbeitet vor allem bei den großen Formaten mit Frottage. Dabei wird das Papier über einen Gegenstand gespannt und das Oberflächenrelief des Gegenstandes überträgt er mittels eines Wachs- oder Bleistiftes auf das Papier. Oft ist er stundenlang unterwegs und sammelt Dinge, von denen er denkt, die Oberfläche könnte gut zu dem passen, was er darstellen will, sagt Demarteau. Aber auch für die kleineren Formate bringt er Material auf, um der Fläche mehr Struktur zu geben:
Und so wird etwa aus der genoppten Verpackungsfolie eine Kletterpflanze. Ein wenig waren die beiden selber überrascht, wie gut ihre eigentlich unterschiedlichen Techniken in der Ausstellung harmonieren und sich ergänzen. "Es gibt in mehreren Arbeiten sehr viele Korrespondenzen, eben farblich und formell, manchmal nicht nur über das Format vom Bild, aber auch über die Formen im Bild oder die Farben im Bild. Und das ist auch interessant, dass es da so viele Zusammenhänge oder Korrespondenzen gibt", so Romain Van Wissen.
Die Ausstellung von Raphael Demarteau und Romain Van Wissen wird am Freitag (11. Oktober) eröffnet. Vernissage ist um 19 Uhr im Alten Schlachthof Eupen. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 3. November immer samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr.
Gudrun Hunold