Mit dem Bild einer Frauensilhouette mit einem Flammenmeer im Hintergrund startet man in die Ausstellung. Auf der riesigen Leinwand springt die Frau vor den Flammen flüchtend ins Wasser. Feuer und Wellen vereinen sich im Anschluss mehr und mehr. Es ist ein passender Einstieg in die Bill-Viola-Ausstellung "Sculptor of Time", was übersetzt "Bildhauer der Zeit" bedeutet.
"Bill Viola ist jemand, der sich viel mit der Ästhetik der Zeit beschäftigt hat", erklärt Vincent Delvaux, der im Museum für die neue Ausstellung mitverantwortlich ist. "In seiner Arbeit geht es um die Frage der Geburt, des Lebens, des Todes und des Laufs der Zeit. Das sind oft spirituelle Reflexionen, fast schon heilig."
Im Museum La Boverie erhält man einen Einblick in eine Auswahl von Bill Violas spirituellen Reflexionen. Ausgestellt wurden Werke aus den Jahren 1992 bis 2014 – den repräsentativsten Jahrzehnten des Künstlers. Mit den Video- und Toninstallationen muss man sich beschäftigen. Die meisten dauern mehrere Minuten und ziehen den Beobachter in den Bann. Viola schafft das auf seine ganz eigene Art.
Seine visuelle Signatur besteht darin, die Zeit zu strecken und das Bild zu verlangsamen. Das stehe eigentlich im Gegensatz zur heutigen Gesellschaft, die immer schneller voranschreitet, sagt Vincent Delvaux.
Der mittlerweile 72-jährige Viola gehört weltweit zu den anerkanntesten Videokünstlern - seine Werke werden in den größten Museen gezeigt. In Lüttich ist nun die erste Ausstellung von internationaler Tragweite in Belgien zu sehen. Eine ganz besondere Situation für die Verantwortlichen. "Es ist außergewöhnlich, einen Künstler dieser Größe in Lüttich zu haben. Er hat die zeitgenössische Kunst seit den 70er Jahren bis heute geprägt. Er ist einer der großen Namen. Die Ausstellung ist sehr spektakulär und es ist vor allem eine Ausstellung, die zum Nachdenken anregt und das ist es, was wir mit unseren Besuchern erreichen wollen."
Den Besucher will man also zum Nachdenken bringen. Wer das erleben will, kann das bis zum 28. April. Mitbringen sollten Interessierte aber möglichst etwas Zeit, um sich auf die Video- und Toninstallationen einzulassen.
Robin Emonts