"Unerhört!" ist das Motto des 31. Theaterfestes der Agora in St. Vith. Zentral steht das Kindertheater in dieser Ausgabe. Ein Grund: Das Agora-Theater ist Partner eines EU-Projektes, das sich mit der Kunst des Zuhörens im Theater für junge Zuschauer beschäftigt. So gibt es vom 23. bis zum 28. Oktober ganz schön was auf die Ohren und auf die Augen - und auch was für den Bauch und die Seele. Theaterfest ist immer ein Fest für alle Sinne - und für die ganze Familie.
"In diesem Jahr gab es die Kooperation mit dem Creative-Europe-Projekt Babel oder die Kunst des Zuhörens im Theater für junge Zuschauer. Da haben wir nochmal den Fokus auf Theater für junge Zuschauende gelegt. Gute Kinderstücke sind auch immer gute Erwachsenenstücke. Wir haben daher eine ganze Reihe toller Familienstücke und haben bewusst abends Stücke ins Programm genommen, die auch schon für Kinder von vier oder sechs Jahren zugänglich sind", sagt Roger Hilgers, einer der Festivalleiter der Agora.
Kindertheater ist eine ganz eigene Theaterform, dem das Agora-Theater fast von Beginn an immer die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet hat wie dem Theater für Erwachsene. Kinder sind nicht die Zuschauer von morgen, sondern die von heute. "Gutes Kinder- und Jugendtheater begeistert junge Zuschauer. Es nimmt sie ernst. Es holt sie da ab, wo sie sind und nimmt sie mit. Es zeigt ihnen neue Dinge, neue Geschichten und einen Blick auf die Welt, den sie vielleicht noch nicht kennen, der sie aber begeistert. Das ist das Theater, das wir auf dem Theaterfest zeigen wollen."
50 Jahre Autonomie der DG
Austausch und Workshops haben immer einen festen Platz im Theaterfest. Das unterscheidet das Festival von vielen anderen. In diesem Jahr spielen natürlich auch die 50 Jahre Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine Rolle. Nicht nur, dass das Theaterfest bewusst am 50. Jahrestag beginnt. Am 24. Oktober wird eine Agora-Produktion Premiere feiern, die sich mit den Begriffen von Heimat, Identität und Zuhause befasst - am Beispiel von St. Vith. "Neun Häuser" heißt die Produktion, die an einem Kreisverkehr in der Stadt uraufgeführt wird. "Neun Häuser", weil der Erzählung nach Ende des Zweiten Weltkrieges nur noch neun Häuser in St. Vith gestanden haben sollen.
Erzählung, Erinnerung, Geschichte und Erfindung - ein schmaler Grat, sagen die Macher von "Neun Häuser". "Es ist entstanden durch die Tatsache, dass sich dieses Projekt mit regionalen Themen auseinandersetzt und mit der Frage, was bedeutet die Autonomie für die Deutschsprachige Gemeinschaft und für die Bürger. Da war es für uns ganz naheliegend, das zu kombinieren. Der Start des Theaterfestes fällt auch ganz bewusst auf den 23. Oktober. Das haben wir bewusst gewählt, weil wir wissen, wie viel die Kultur der Deutschsprachigen Gemeinschaft verdankt - und umgekehrt."
Der Uraufführung schließt sich ein Austausch an zwischen Schülern der Bischöflichen Schule St. Vith und allen Regierungsmitgliedern der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Am Vorabend also offizieller Festakt, am nächsten Tag kulturelle Auseinandersetzung - mit Schülern, in St. Vith, am Kreisverkehr - und als Zuschauer der Autonomie sozusagen rund 100 Teilnehmer der anderen Theatergruppen, mehrere Dutzend internationale Gäste und Experten. Das findet man so vermutlich auch nur in Ostbelgien.
Spielstätten des 31. Theaterfestes der Agora sind das Triangel St. Vith, der Kreisverkehr nahe der St. Vither Post und der Alte Schlachthof Eupen. Das Programm findet man unter agora-theater.net. Die Abschlussparty findet statt am Samstag, dem 28. Oktober, mit DJ Micronox.
Gudrun Hunold