Etwas versteckt und unscheinbar hängen die Kunstwerke auf der oberen Etage des Kulturzentrums. Auf den ersten Blick wirken die verschiedenen Arbeiten ohne Verbindung zueinander. Doch bei näherem Hinsehen erschließt sich ein Zusammenhang von Naturmotiven und Objekten. Inspiriert aus der japanischen Philosophie stehen die Werke unter dem Titel "The Soul of Inanimate Things" (Die Seele der leblosen Dinge).
Künstlerin Karolien Verheyen erklärt das Konzept: "Habt Respekt vor den Sachen. Objekte haben viele Geschichten und man sollte sie nicht sofort wegwerfen, sondern weitergeben, die Geschichten weitererzählen und ein Teil von uns geht mit und lebt weiter in den Objekten."
Bevor die aus Mechelen stammende Künstlerin sich in Ostbelgien niederließ, hat es sie nach Irland gezogen. Naturmotive aus dieser Zeit tauchen in ihren Bildern auf – zum Beispiel die "Mother Ocean", das wilde atlantische Meer. Sie verbindet es mit dem Schicksal von Flüchtlingen, die im Meer ertrinken - so wie der syrische Junge Alan Kurdi, der 2005 an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde.
"Die 'Mother Ocean' sagt: 'Ich habe soviel Kraft, dass ich ein Gummiboot umwerfe.' Etwas weiter in der Ausstellung sieht man die Schuhe von Alan Kurdi, der ertrunken ist am Mittelmeer. Die Bilder sind miteinander verbunden."
Karolien Verheyen drückt sich in verschiedenen Kunstformen aus: Malerei, Zeichnungen, Fotografie, Skulpturen, Installationen, Texte und nicht zuletzt Musik. Hinter ihrer Kunst steckt immer auch ein soziales Anliegen.
"Wie kann ich mit meiner Kunst Leute zum Nachdenken bringen über Themen, die wichtig für die Gesellschaft sind? Dass Leute denken: Ja, das ist interessant, das ist neu oder das habe ich auch schon gedacht."
In einem alten Schrank stehen verschiedene Alltagsgegenstände, die aus einem alten verlassenen Haus stammen. Orpha Vercruysse hat sie mit Karolien Verheyen zusammengestellt: "Man sollte versuchen, mit viel Respekt mit Objekten umzugehen. Mit kleinen Sachen respektvoll umgehen, ist für mich sehr wichtig."
Die alten Objekte aus vergangener Zeit kontrastieren mit den farbenfrohen Bildern von Orpha Vercruysse. Sie will den Blick auf die Schönheit der Natur lenken. Als Sozialarbeiterin und Therapeutin hat Vercruysse früher traumatisierte Menschen und Kriegsopfer begleitet. Kunst war ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Heilung und auch für sie selbst eine positive Kraft. "Kunst ist auch loslassen oder etwas ausdrücken, was man nicht mit Wörtern ausdrücken kann. Man überrascht sich selbst via Kunst."
Neben den Bildern und Objekten hängen auch kleine Texte und Gedichte, die Karolien Verheyen in Englisch verfasst hat. Wer sich die Zeit nimmt, sie zu lesen, bekommt noch einmal einen anderen Blick auf die Kunstwerke.
Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Mai im Kulturzentrum Triangel in St. Vith zu sehen – täglich von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Michaela Brück