Eines der Kunstwerke kann neuer nicht sein. Es wurde erst auf der Vernissage mit einer Performance vollendet. Eine Performance, die eine Parabel aufs Leben darstellen könnte.
Die aus Caracas in Venezuela stammende und in Belgien arbeitende Künstlerin Angyvir Padilla zog sich einen voll eingegipsten Anzug an, um sich darin zu bewegen. Rein technisch gesehen ein sportlicher Kraftakt, aber auch Sinnbild für die gesellschaftlichen Zwänge, an die sich Heranwachsende gewöhnen müssen, bis sie sich sicher und frei bewegen können.
Bewegungsfreiheit ist mit Sicherheit auch ein Lebensthema der jüngsten der drei Künstlerinnen. "In ihrer Kunst geht es natürlich sehr viel um ihr Heimatland und die Unmöglichkeit dort wieder zurückzukehren", erklärt Brenda Guesnet, die stellvertretende Direktorin des Ikob.
"Über Venezuela wird nicht viel gesprochen. Aber es ist schon seit vielen Jahren eine schwierige politische Lage. Um als Künstlerin Karriere zu machen, ist sie nach Europa gekommen, weil es in ihrem Heimatland im Grunde nicht möglich ist. Sie hat dann hier in Belgien Anschluss gefunden und die Akademien absolviert. Sie ist ein aufsteigender Stern am Himmel der Gegenwartskunst."
Den wieder abgelegten Gipsanzug kann man ab jetzt und noch bis zum 27. August bestaunen. So wie die Werke von Lili Dujourie, die bereits 2001 im Ikob ausgestellt hatte, und der Antwerpenerin Sophie Nys, der Mittelältesten des Trios, die auf konzeptionelle und minimalistische Kunst setzt.
"Die Arbeiten sind sehr unterschiedlich. Wir haben zum Beispiel Sophie Nys, die mehr mit Ready-made arbeitet. Damit ist gemeint, dass die Künstler nicht unbedingt selber malen, oder bildhauerisch aktiv werden, sondern Objekte finden und diese zusammenstellen. Bei ihr finden wir mehr diesen etwas kühleren und spielerischen Teil wieder, während es bei den anderen Künstlerinnen mehr ums Handwerk und ums Machen geht", so Guesnet.
All Our Yesterdays ist als eine Konversation dreier Künstlerinnen gedacht, die nicht nur unterschiedlich alt sind, sondern auch anders aufgewachsen. Es ist eine außergewöhnliche Ausstellung, die sich vielleicht nicht für jeden gleich erschließt, sagt Brenda Guesnet. Aber es sei für jeden etwas dabei.
Manuel Zimmermann