Johan Tahon stellt unter dem Titel "Umarmung" alte und neue Werke aus. Der Künstler aus Melen wurde 1995 vom Kurator Jan Hoet entdeckt und ist seitdem eine Institution in der belgischen Kunstszene. Der Bildhauer begann mit Gipsarbeiten. Heutzutage arbeitet Tahon weiter mit Gips, aber auch Bronze und seit Kurzem mit Keramik.
Diese Wandelbarkeit hat zur aktuellen Ausstellung geführt, wie Ikob-Direktor Frank-Thorsten Moll erzählt. "Die Ausstellung hat eine Vorgeschichte. Damals besuchte ich den Künstler in seinem Atelier. Wir hatten einen regen Austausch. Irgendwann wurde er ganz ernst und fragte, ob seine Arbeit 'Kreissaal', die in unserer Sammlung ist, auch gezeigt wird. Ich sagte 'Ja klar!'. Es ist eine unserer schönsten und wichtigsten Arbeiten von ihm. Da eröffnete er mir, dass er diese Arbeit gar nicht mehr so gut findet. Sie stand zwar am Anfang eines künstlerischen Prozesses, der wichtig ist, aber er würde diese Arbeit heute nie wieder so machen. Ganz frank und frei fragte er, ob man diese nicht zerstören könne."
Das Zerstören ging natürlich nicht, aber die Installation in eine Skulptur zu verwandeln ging. Diese Skulptur wird neben anderen alten und neuen Werken zu sehen sein. Dabei funktioniert die Ausstellung auch ohne diese Vorgeschichte. Johan Tahon lädt uns in seine ganz persönliche Welt ein. Sie fordert eine Auseinandersetzung. Das ist einer der Punkte, der sie mit der gleichzeitig stattfindenden Ausstellung “Redrawing The Lines” verbindet.
"Johan Tahon schaut nach innen. Der sagt grob gesagt 'Ich als Künstler habe nur mich selbst, mit dem ich mich auseinandersetzen kann'. 'Take it or leave it' - fang damit was an oder eben nicht. Die Künstler unten schauen sich an, was in der Welt passiert und sagen 'Schau her, ich bin Zeuge dieses Ereignisses geworden. Ich habe als Künstler einen besonderen Zugang zur Welt'. Auch die sagen 'Take it or leave it'", so Frank-Thorsten Moll weiter.
Zweite Ausstellung
“Redrawing The Lines” konzentriert sich auf die post-kommunistische Periode Rumäniens. Die drei Künstler Matei Bejenaru, Irina Botea und Dani Ghercă, die hier ausstellen, treten sehr unterschiedlich an dasselbe Thema heran - seien es Videopräsentationen, Gruppenaktionen oder der Kontrast zwischen der monumentalen Größe mancher kommunistischer Bauten und dem Elend im Bukarester Untergrund. Viele Eindrücke für den Besucher. Umso wichtiger ist da die Arbeit der Kuratorin - in diesem Fall die Belgo-Brasilianerin Daniella Géo. Sie will die Arbeiten immer neu betrachten. "Für mich als Kuratorin ist es wichtig, dass wir die Arbeiten neu betrachten. Wir weiten den Blick und binden das Werk in die jetzige Zeit ein. In unsere eigene Erfahrung und in das, was politisch vor sich geht."
Der Blick soll geweitet werden. Die eigene Erfahrung, aber auch die politische Realität soll mit einfließen. Gerade mit Hinblick auf die aktuelle politische Weltlage gewinnt das an Brisanz. Die Besucher sind eingeladen, in die unterschiedlichen und doch ähnlichen Welten einzutauchen.
Am Sonntag um 14 Uhr findet eine Vernissage statt. Dort werden auch die Künstler der Ausstellung "Umarmung" und "Redrawing The Lines" anwesend sein.
Christoph Heeren