Die Schweine sind an der Macht. Ein gescheitertes Laborexperiment in Russland hat ihnen zum Aufstieg verholfen. 2017 war das - also 100 Jahre nach der Russischen Revolution. Geschehnisse, die nicht nur George Orwell inspiriert haben, sondern auch den Pariser Künstler Martes Bathori.
Die Schweine gewinnen und reißen die Macht an sich. Jedoch nicht nur die Macht über ein kleine Farm. Stattdessen erreichen sie das, was die Kommunisten in Russland nicht geschafft hätten, so Martes Bathori - nämlich weltweite Herrschaft. Mit eben diesem Szenario spielt der Künstler in seinen Werken. In verschieden Situationen und an verschiedenen Orten zeichnet er nach, wie sich die Gewaltherrschaft der Schweine und damit auch die Unterdrückung der Menschen gestaltet.
Zu der Utopie gehören große Zeichnungen und Malereien - in Form von Filmplakaten, Propagandanachrichten oder fiktiven Ereignissen. Hinzu kommen Figuren aus Pappe und Karton, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Alles Elemente eines ganzen Universums, wie Martes Bathori erklärt. Das wird durch eine mehrteilige Comic-Serie ergänzt. Die erzählt die Geschichten einzelner Figuren - wie beispielsweise die der gescheiterten Sängerin Lola Becker.
Die Menschen werden von den Schweinen genutzt - zur Unterhaltung aber auch für die eigene Lebensmittelversorgung. Genau solche, teilweise bizarren und obszönen Umkehrungen machen die "Utopia Porcina" aus. So entsteht ein fantasievolles und gleichzeitiges realistisches Negativ unserer Welt - mit mal mehr und mal weniger offensichtlichen Parallelen.
Die zu erkennen und zu interpretieren überlässt Martes Bathori dem Zuschauer. Seine Rolle sei es zu beschreiben. So bietet Martes Bathori eine vielschichtig und fordernde Ausstellung, die ein großes Maß an Aktualität mitbringt.
Parallel zu der Ausstellung im Alten Schlachthof gibt es weitere Werke des Künstler im "Raum für Gäste" in Aachen zu sehen. Dabei handelt es sich um eine erste Zusammenarbeit zwischen den beiden Galerien, die aus einer langen Bekanntschaft zwischen Miriam Elebe vom Alten Schlachthof und Vera Hilger vom Raum für Gäste entstanden ist.
"Dadurch, dass wir den Martes ausstellen wollten, gab es jetzt die Möglichkeit, zum ersten Mal wirklich zusammenzuarbeiten", erklärt Vera Hilger. "Die Utopia Porcina gehörte offensichtlich in den Schlachthof und dann entstand sofort die Idee, dass wir daraus eine gemeinsame Aktion machen, also dass die Utopia Porcina hierher kommt und die anderen Teile der Ausstellung unter dem Titel 'Un monde à part' bei uns zu sehen sind."
Andreas Lejeune