Blass, kräftig in den Farben, präzise und doch verschwommen - in den Bildern von Justina Jablonska spiegeln sich viele Gegensätze. Abwechslungsreich sind die 56 Gemälde und die 26 Zeichnungen, die aktuell im Alten Schlachthof ausgestellt sind. Was wohl auch am Schaffensprozess der Künstlerin liegt. "Der Prozess ist für mich sehr wichtig. Ich weiß nie vorher, wie die Bilder aussehen werden, wenn sie fertig sind. Hier in der Ausstellung kann man sehr gut erkennen, wie so ein Bild entstehen kann und welche Zwischenstufen es da gibt."
Verschiedene Ebenen kennzeichnen die Bilder. Dabei treffen Wasserfarben auf Lacke, Filzstifte auf Öl oder Grafit. Ein offener Prozess mit offenem Ergebnis, wie die in Raeren lebende Künstlerin erklärt. "Ich habe auch sehr viel experimentiert mit unterschiedlichen Farbschichten. Das Bild wurde auch sehr stark ausgewaschen. Es war erst mal ganz dunkel und ganz von Farbe benetzt. Nachher ist es dann richtig expressiv unter Wasser ausgewaschen worden und zu diesem Bild geworden."
So entstehen die Werke von Justina Jablonska Schritt für Schritt. Das kann schnell gehen: Manche Werke entstehen innerhalb von ein oder zwei Tagen, manche brauchen Wochen oder Monate, das ein oder andere Bild sogar zwei bis drei Jahre - ein offener Prozess halt. "Dann entscheide ich eigentlich nach ästhetischen Punkten. Ob das von der Komposition stimmt, von den Farben, von der Aussage, die auch ganz wichtig ist. Ob das dann der Idee näher kommt."
Inspiration liegt in der Natur
Die Inspiration für ihre Bilder liegt zu großen Teilen in der Natur. Doch auch architektonische Formen und Figuren finden auf die Leinwände. Hinzu kommen Elemente aus der Kunstgeschichte. Und auch hier gibt es keine Grenzen. Die Formen schweben, sind in Bewegung, treiben vor sich hin, betont Jablonska.
Da gibt es Raum für Interpretationen. "Also ich möchte auch, dass jeder Betrachter sich selber einbringt. Die Gemälde haben keine Titel. Sie sind sehr offen, genau wie die Arbeitsweise und genau wie mein künstlerisches Konzept. Das ist eigentlich das Schöne daran, dass man sich überraschen lassen kann, dass man hier Sachen entdeckt und eigentlich auch Zeit mitbringen sollte für die Ausstellung, um sich darauf einzulassen und das auf sich wirken zu lassen."
"Liquid Float" nennt sich die Ausstellung, die aktuell im Alten Schlachthof zu sehen ist. Sie zeigt Kunst, die das Ungewisse aktiv einbezieht und so Gelassenheit voraussetzt - an Aktualität kaum zu überbieten. "Das ist eigentlich immer der Ausgangspunkt. Dieses Experiment und dieses Offene."
"Das ist eigentlich das, was in allen Bereichen auch jeder von uns kennt. Dass man nicht weiß, was uns im nächsten Augenblick erwartet, was immer passiert, was die Überraschung ist. Das ist eigentlich auch das Spiel. Ich versuche, mit verschiedenen Materialien zu spielen und mich selber zu überraschen und zu sehen, was dann aus dem Experiment heraus entsteht."
Die Ausstellung läuft bis zum 13 Februar. Der Eintritt ist frei und an Wochenenden ist die Künstlerin für ein Gespräch vor Ort.
Andreas Lejeune