Schirme, Pfeifen und Äpfel wirbeln durch den Raum, Wolken ziehen auf, und man ist mittendrin. In einer 360-Grad-Projektion setzen sich einzelne Motive aus Magrittes Bildern in Bewegung, vervielfältigen sich, driften auseinander und kommen wieder zusammen.
160 Werke von René Magritte sind für die Ausstellung digital reproduziert worden. Sie zeigen die Entwicklung des Künstlers von seinen Anfängen bis zum Höhepunkt seiner Laufbahn. "Man sieht die Kontinuität in seinen Arbeiten. Bestimmte Symbole kommen von Anfang an vor: der Hut, die Kugel oder der Apfel", erklärt François Henrard, Projektleiter der Agentur Tempora.
"Man sieht aber auch Brüche in seinem Werk. Im Krieg malt er zum Beispiel ganz anders. Man sieht einen Maler, der zunächst noch auf der Suche ist und sich dann zu dem anerkannten und berühmten Magritte entwickelt, den wir alle kennen."
Die Ausstellung wurde bereits in Italien und Südkorea gezeigt. Zusammen mit den italienischen Partnern, die sie kreiert haben, wurde "Inside Magritte" für Belgien angepasst.
Während viele Kritiker über die digitale Präsentationsform die Nase rümpfen, sieht das Museum darin eine neue Chance der Kunstvermittlung. "Eine digitale Ausstellung wird niemals eine klassische Ausstellung ersetzen können", weiß Henrard. "Das Ziel ist, ein neues, jüngeres Publikum für den Besuch in einem Museum wie La Boverie zu gewinnen, indem wir das Werk auf eine andere Art und Weise zeigen. Vielleicht stellen sie dann fest, dass das Museum offen für alle ist. So können sie auch den Weg zu den echten Werken finden."
Sich einfach treiben lassen ist eine Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen. Man kann sie aber auch klassisch angehen. Im Eingangsbereich gibt es eine Zeittafel mit Hintergrundinformationen zu Magrittes Leben und Werk. Außerdem sind dort vier Originalbilder von Magritte zu sehen, die aus Lütticher Museen stammen und nur selten gezeigt worden sind.
René Magritte ist nach wie vor ein beliebter Künstler, der viele Besucher anzieht. Was macht seine Popularität aus? "Er ist ein Maler wie Warhol, der aus der Werbung kommt. Er hat viele Plakate gemalt und schafft es, ein Objekt sofort und unmittelbar zu erfassen. Wenn man ein Bild von Magritte sieht, vergisst man es meistens nicht mehr, weil es sehr einfach ist, aber besonders beeindruckt", meint Henrard.
"Außerdem gibt es in seinen Bildern immer ein Überraschungselement. Er versucht, das Mysterium der Welt, wie er es nennt, zu erfassen und den Besucher zu überraschen, zu irritieren. Das ist sein Markenzeichen, und das gefällt den Besuchern, die hierher kommen."
Die immersive Ausstellung "Inside Magritte" ist noch bis zum 6. März im Lütticher Museum "La Boverie" zu sehen. Für den Eintritt ist ein Covid-Safe-Ticket erforderlich.
Michaela Brück
"Der Verrat der Bilder", eingepackt in einen digitalen Amusement-Park, eingepackt in eine Filterblase akademischer Deutungshoheit, eingepackt in die politische Richtlinie, die Digitalisierung voranzutreiben.
Und dabei bleibt ein Bild immer nur eine fälschbare Simulation von Realität mit den Werkzeugen des jeweiligen Mediums, sei es nun Papier, Leinwand, Ölfarbe und Pinsel oder eben digitale Bilderzeugungen durch Software, Kameras, Monitore und Touchscreens.
Die Medienkritik Magritte's ist seiner Zeit weit voraus und gilt heute noch, wenn man/frau sie denn lehren wollte...