Gerade werden Zeichnungen an einer kleinen Trennwand befestigt. Etwas weiter liegen zwei Gemälde auf dem Boden. "Die müssen wir auch noch aufhängen", bemerkt Didier Scheuren. Dann schaut er sich nochmal um: "Eigentlich könnte man die auch hier liegen lassen". Die Aufbauarbeiten sind in vollem Gange und die verschiedenen Werke müssen noch aufeinander abgestimmt werden.
Das eigene Schaffen ausstellen - und das in einem so großen Rahmen: Das ist für den in St. Vith schaffenden Künstler neu: "Es war ein ganz schneller Prozess an und für sich. Weil ursprünglich galt es, weniger Raum zu bespielen und auf einmal war mehr Raum da und dementsprechend habe ich dann auch Gas gegeben - und von den letzten 20 Jahren nochmal so einen Rückblick gemacht. Also es gibt Werke von vor 20 Jahren bis von gestern Abend."
"Des choses nouvelles" heißt die Ausstellung, die vom 23. Oktober bis zum 14. November läuft. Die Werke, die zu sehen sind, könnten unterschiedlicher nicht sein: Zeichnungen, Skulpturen, Collagen, Installationen, Fotos und Videos. Verbunden werden die verschiedenen Ausdrucksformen durch einen Gedanken, wie Didier Scheuren erklärt: "Es geht wirklich auch darum, dass wir uns nochmal selbst bewusst werden, wer wir sind, welche Potentiale und Ressourcen verbergen wir in uns? Was ist eigentlich machbar, vor allem wenn wir uns verbinden und Dinge gemeinsam angehen?"
Gesellschaftliche Themen und die Gesellschaft an sich
Bestehendes in Frage stellen, die eigene Komfortzone verlassen - es geht um gesellschaftliche Themen und um die Gesellschaft an sich. Den Werken, die all das anschneiden, stellt Didier Scheuren den Dialog gegenüber: "Erreichen will ich Austausch. Vor allem das - und vielleicht den ein oder anderen Gedankenaustausch, viel diskutieren miteinander. Die Kunst dient mir als Dialog, Diskurs. Ich lade alle Menschen ein, sich die Sachen anschauen zu kommen, mir zu sagen, was sie davon halten. Es geht mir nicht darum, die Werke an die Wand zu nageln und zu sagen, das ist jetzt schön."
An den Wochenenden wird Didier Scheuren selbst vor Ort sein. Anders ist das unter der Woche. Doch auch dann möchte der Künstler nicht auf das Gespräch verzichten: "Dann gibt es aber die Möglichkeit, vor Ort kleine Post-Its zu nehmen und die überall dran zu pappen. Und es gibt die Möglichkeit, mich anzurufen. Dann versuche ich, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und auch da das Gespräch zu suchen."
An den Austausch mit dem Besucher gibt es keine Erwartungen. Sicher ist, dass die neuen Gespräche Raum schaffen werden: Raum für neue Impulse, Ideen und Kunstwerke. Sodass die aktuelle Ausstellung kein Schlusspunkt sein wird: "Bis jetzt fühlt es sich nicht so an. Ich glaube, das ist der Anfang von einer langen Serie."
Die Kunst von Didier Scheuren gestaltet sich dialektisch. Im Austausch mit den Menschen, die seinen Werken in den nächsten Wochen Aufmerksamkeit schenken werden.
Andreas Lejeune