Immer wieder sucht der Künstler Daniel Knorr den Dialog. Sei es, indem er Fragen aus Kunst oder Gesellschaft aufgreift oder aber Bezug zu anderen Künstlern nimmt, zum "so auch bei den Arbeiten, wo er eine der wichtigsten Ikonen der Kunstgeschichte, das 'Schwarze Quadrat' von Kasimir Malevich, einfach aufgreift und so ein bisschen verballhornt", sagt Museumsdirektor Frank-Thorsten Moll. "So als hätte er das 'Schwarze Quadrat' aus den Kunstgeschichtsbüchern herausgelöst und dann wie einen alten Waschlappen über einen Nagel an die Wand geworfen."
"So sieht das aus, aber so ist es gar nicht, denn die Materialität ist eine ganz andere. Die ist sehr aufwendig, sehr teuer auch und gar nicht stofflich, sondern eher glas-anmutend. Mit solchen Widersprüchen arbeitet Daniel Knorr ständig und sehr meisterhaft und deswegen ist er einer der bekanntesten Künstler seiner Generation", so Moll.
Eben jenes "Schwarze Quadrat" verbindet Daniel Knorr auch mit einer Aktion des Künstlers Joseph Beuys. Dieser ließ sich 1974 in einer Galerie gemeinsam mit einem Kojoten einschließen - eingehüllt in einen Filzmantel.
Das Motiv von damals hat Knorr nun neu umhüllt. Die von Joseph Beuys angestoßene Diskussion über die Beziehung zwischen Mensch und Natur hat Daniel Knorr neu aufgerollt. "Mich hat es interessiert, diesen Diskurs ein bisschen weiterzuführen, zu untersuchen und darüber nachzudenken, wie es eigentlich zu dieser ungleichen Diskussion zwischen einem Menschen und einem Tier gekommen ist", sagt Knorr. "Einerseits sind wir gehüllt in unserer Kultur, Kunst ist eine Repräsentation für uns, und andererseits schaffen wir es nicht, die Brücke zu unserer Umgebung zu schaffen."
Die Ausstellung ist sehr kunststofflastig. Mal veredelt er Plastik und lässt Gemälde glänzen und in den Raum treten, mal fügen sich eigentliche Abfälle der Plastikproduktion zu einem Gefüge.
Auch fällt auf, dass alle Werke preislich beziffert sind. Das Museum ist somit nicht mehr nur ein Ort, der ausstellt, sondern auch anbietet. "Mir geht es einfach auch darum, zu sagen, ein Museum hat schon immer verkauft, aber warum nicht direkt verkaufen? Warum nicht zeigen, dass so was auch möglich wäre? Das passiert sowieso im Hintergrund. Aber es ist auch der Moment zu sagen, die Existenz hat auch mit dem Museum zu tun, hat auch mit diesem Moment zu tun, in dem wir zu allem eigentlich auch eine Wertigkeit geben."
So schafft Daniel Knorr einen weiteren Diskurs, diesmal über die Rolle und Aufgabe der Museen. Das Ikob ist zu einem "Flagship Store" geworden - eine Mischung aus Ausstellungsraum und Geschäft. "Er ist die Person, die sowohl die Produktion übernimmt als auch die Verbreitung, das Marketing, die PR und den Verkauf", sagt Moll. "Normalerweise sind in der Kunstwelt immer ein, zwei, drei, vier Instanzen dazwischen geschaltet, zumindest ein Galerist oder eine Galeristin. Und das ist jetzt hier als Konzept einfach ausgehebelt, dadurch, dass man hier ins Museum kommen kann und bei mir als Direktor die Kunstwerke kaufen kann."
Die Idee des "Flagship Stores" hatte Daniel Knorr schon lange. Diesen nun im Ikob in Eupen umzusetzen, war eine gemeinsame Idee von Frank-Thorsten Moll und Daniel Knorr. "Das hier ist nicht die Zukunft der Museen, das ist aber eine Facette, die tagtäglich eine Rolle spielt, denn Museen sind nicht nur Aufbewahrungstempel, sondern auch Wertsteigerungsmaschinen, eingebunden in den Markt und das Kunstsystem", macht Moll klar. "Daniel Knorr zeichnet sich dadurch aus, dass er solche Aspekte immer kritisch mit anspricht, aber nicht agitatorisch kämpferisch. Er ruft nicht zur Revolution auf, sondern er lässt uns eher ein bisschen schmunzeln."
"Ich sehe meine Praxis als solche, dass man irgendwo eine kritische Frage auch stellt und sie auch irgendwie ins Gespräch bringt", sagt Daniel Knorr. "Und klar, es ist vielleicht kein Ort, wo man direkt Antworten findet, aber wer weiß, vielleicht weiterführend ist so was möglich."
Andreas Lejeune