Es sind Bilder, die eines gemeinsam haben: Jedes zeigt in unterschiedlicher Weise Julian Assange. Manchmal sehr deutlich, manchmal schleierhaft und einige Male ist es auch einfach nur ein Schriftzug, der an den Wikileaks-Gründer erinnern soll. Der sitzt in Großbritannien in Haft und bekommt gar nichts mit von dieser Kunstaktion.
Gestartet hat die der Künstler Miltos Manetas. Er ist Grieche, lebt in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, und für jeden Tag, den Assange in Haft verbringt, malt er ein Bild. Museumdirektor Frank Thorsten Moll erklärt den Hintergrund der Aktion: "Der Künstler hat in Julian Assange einen Überzeugungstäter, einen Helden gesehen, der wichtiges geleistet hat für uns alle. Deswegen geht es ihm sehr nah, wie mit Julian Assange umgegangen wird. Deswegen hat er auch mit Bedauern festgestellt, dass das öffentliche Bild von Assange sehr widersprüchlich ist. Und, dass dieses Bild auch langsam verblasst. Er malt also gegen das Vergessen von Julian Assange an, indem er jeden Tag ein Bild malt."
Und man beobachtet noch etwas, wenn man sich die Anordnung der Bilder anschaut. Hier und da sind Lücken, es fehlen Bilder in der Ausstellung. Aber die fehlen nicht, weil sie vergessen wurden. "Diese Ausstellung ist darauf ausgelegt, dass Bilder fehlen. Weil jeder Besucher der Ausstellung, der der erste ist und sagt "Ich möchte ein Bild haben", kriegt dieses Bild. Wir öffnen um 13 Uhr, also dann sollte man da sein und das ganze soll dann natürlich zivilisiert ablaufen", sagt Moll.
Frank Thorsten Moll ist auf Facebook auf den Künstler aufmerksam geworden. Dort bewirbt der sein Kunstprojekt und gibt auch da täglich ein Bild an einen Facebook-Nutzer ab - an den, der sich als erstes meldet: "Da hat er eine sehr große Aufmerksamkeit unter Kunstliebhabern generiert - die sich zwangsläufig über ihren Wunsch, Kunst zu haben, plötzlich wieder mit Julian Assange auseinander setzen mussten. Wir sind also alle kapitalistisch denkende Menschen. Ein Bild von solch einem Künstler geschenkt zu bekommen, ist eine Wertanlage. Deshalb denken da auch Menschen drüber nach, die mit Julian Assange nichts anfangen können."
Vor ein paar Wochen wandelte er den Aufruf ab und suchte ein Museum, das gerne seine Kunstwerke ausstellen möchte. Das erste Museum, dass sich meldete, bekam den Zuschlag. Und das war das Ikob.
Wer also ein Bild haben möchte, muss schnell sein - nur eins pro Tag wird rausgegeben. Man muss auch nichts dafür zahlen - aber trotzdem gibt es ein paar Bedingungen: "Sie müssen einverstanden sein, dass sie es auf Facebook mit einem Hashtag posten und sie müssen damit einverstanden sein, dass der Künstler sie anruft. Um dann mit den Personen über alles mögliche zu sprechen, über Kunst oder Gesellschaft. Aber da gibt es keine Einschränkungen, das ist Verhandlungssache", so Moll.
Am Ende ist es ein Kunstprojekt, dass über 400 Bilder hervorgebracht hat - die an Menschen rund um den Globus gegangen sind. Ein Bild bleibt am Ende dem Ikob erhalten. Das Bild "430 days in prison" wird in die hauseigene Sammlung mit aufgenommen.
Die Ausstellung "Miltos Manetas: Assange Situation - Emergency ist noch bis zum 26. Februar im Ikob in Eupen zu sehen.
Lena Orban