Die Galerie Fox in der Eupener Unterstadt ist menschenleer. Niemand ist da, um die Kunstwerke zu betrachten. Und bis zur Aufhebung der Maßnahmen gegen Corona kann es noch dauern.
Deshalb ist der Galerist und Kunstfotograf Michael Bohn digital aktiv geworden. "Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, damit die Künstler sich untereinander kennen, sich austauschen können. Aber auch andere. Es ist eine öffentliche Gruppe und jeder kann sich dort inspirieren lassen."
Geboren wurde die Facebook-Gruppe "Repertoire" am 21. März. Laufend kommen kreative Mitglieder hinzu. "Wir werden in den nächsten Tagen 1.000 Mitglieder erreichen mit fast 250 Beiträgen. Verschiedene Künstler zeigen dort ihre Werke. Es sind fast alles Einzelposts. Nur wenige Künstler haben bisher mehrmals gepostet", erklärt Bohn.
Tanja Mosblech ist freischaffende Künstlerin und vom digitalen Künstlernetzwerk angetan. "Hier geht es mir vor allem darum, andere Künstler kennenzulernen. Ich finde es sehr schön, unter den Posts der Künstler werden Diskussionen über die Kunst geführt. Ich würde mir wünschen, dass das noch viel mehr genutzt wird, dass man über die Bilder diskutiert, und dass man sich über diese Plattform natürlich zeigen kann."
Annette Gall ist kunstinteressiert. In den geposteten Zeichnungen, Skulpturen und Videos entdeckt sie viel Kreatives. "Vielleicht ist das jetzt eine Zeit, in der man etwas genauer hinguckt, wo sich jeder Mensch - nicht nur der professionelle Künstler - einfach auch traut, sich auszudrücken. Das finde ich völlig bereichernd, weil es auch so viel Mut macht, selber mal Sachen auszuprobieren", sagt Gall.
In der realen Welt hängen noch die Werke von Raphael Demarteau an der Wand. Die Fotografien von Michael Bohn warten in der Galerie Fox auf ihren Einsatz, denn die Vernissage vom 24. April ist abgesagt. "Das ist mit großem Aufwand verbunden", erklärt der Galerist. "Die Einladungen waren schon gedruckt. Wir müssen jetzt auf 500 Einladungen Aufkleberchen mit einem anderen Datum kleben. Das ist schon sehr ärgerlich."
Aber Bohn ist sich sicher: Das Interesse an der Kunst flaut in Zeiten von Corona nicht ab. "Wir brauchen die Kunst ja immer, aber vielleicht mal ein bisschen weniger, mal ein bisschen mehr. Jetzt brauchen wir die Kunst, um uns abzulenken von diesem Alltagsgeschehen, das nicht sehr angenehm ist. Vor allen Dingen haben die Leute auch die Zeit, um sich vielleicht etwas näher mit Kunst auseinanderzusetzen."
Im digitalen Künstlernetzwerk kommen Künstler und Aussteller auf ihre Kosten. Kunst spricht alle Sinne an - und in der aktuellen Ausnahmesituation muss niemand darauf verzichten.
Chantal Scheuren