Die britische Krimiautorin habe in jungen Jahren in Südengland einen Belgier kennengelernt, einen gewissen Jacques Joseph Hamoir, erzählt der flämische Agatha-Christie-Experte John Vervoort im VRT-Interview. Jacques Joseph Hamoir war Polizist in Herstal, damals schon pensioniert und im Januar 1915 wegen des Ersten Weltkriegs zusammen mit seinem 17-jährigen Sohn nach England geflüchtet.
Beide kamen bei einer Frau unter, Alice Clapp, die sich um Kriegsflüchtlinge kümmerte und auch eine Namensliste über sie führte. Insgesamt waren das immerhin etwa 500 Belgier. In ihren Einträgen finden sich der pensionierte Polizist aus Herstal und dessen Sohn Lucien. Krimiexperte John Vervoort geht davon aus, dass sich der Polizist Hamoir und Agatha Christie in der Unterkunft für belgische Kriegsflüchtlinge kennen lernten. Agatha Christie war damals 24 Jahre jung, hieß noch Miller und arbeitete in der Unterkunft als Krankenschwester.
Inspirationsquelle
Bei der Namensgebung für ihre Hauptfigur hat sich Agatha Christie wahrscheinlich von anderen Detektiven in anderen Serien der 1920er Jahre inspirieren lassen. Die hatten ähnlich klingende Namen wie Hercule Popeau oder Monsieur Poiret. Außerdem erinnert der Vorname Hercule an den griechischen Helden Herkules. Und es ist bekannt, dass Agatha Christie die griechische Mythologie liebte. Also auch da besteht möglicherweise ein Zusammenhang. Man kann die Schriftstellerin leider nicht mehr fragen. Sie ist schon über 40 Jahre tot.
Jacques Joseph Hamoir hatte einen Schnurrbart, so hat es Agatha-Christie-Experte John Vervoort recherchiert. Es gibt ein Foto von Jacques Joseph Hamoir, das ihn mit Schnurrbart zeigt - wenn auch nicht so spitz wie der von Poirot. Auch trug Hamoir sein Haar glatt nach hinten gekämmt.
Tod auf dem Nil
Seit diesem Mittwoch läuft die Neuverfilmung des Krimis "Tod auf dem Nil" mit Kenneth Branagh in der Hauptrolle in den belgischen Kinos. Das Medieninteresse ist groß, die Zeitungen und Webseiten sind voll davon. Die Kritiken sind sehr verschieden - von amüsant und raffiniert bis hin zu altmodisch und langweilig.
Woran man sich in jedem Fall nicht stören darf, ist Poirots Akzent. Er spricht Englisch mit einem belgisch-französischen Akzent, in der synchronisierten französischen Version soll sein englischer Akzent grausig sein, so die Kritik in der Libre Belgique.
Tatsache ist, dass die Schauspieler Poirots Aussprache gerne hervorheben. In Großbritannien gibt es sogar einen "Talk like Poirot day". Der Meisterdetektiv ruft immer wieder auch auf französisch dazwischen, zum Beispiel wenn er "Ma pauvre" sagt oder "Mon Dieu", oder wie im aktuellen Film, wo er über Ägypten sagt "Quel pays sauvage!".
libre/vrt/jp/sr