Der siebenjährige Junge Boule und sein Hund Bill hießen als Comicfiguren in Deutschland zunächst Schnieff und Schnuff, als ihre kurzen Abenteuer seit Ende der 1960er Jahre regelmäßig auch in dem deutschen Comicheft Fix und Foxy veröffentlicht wurden.
Diese Information kann man im zweiten Teil der Gesamtausgabe von "Boule und Bill", der die Strips aus den Jahren 1963 bis 1967 versammelt, genauso lesen wie zahlreiche andere Hintergründe und Details zur Entstehung und Rezeption der Abenteuer der beiden Helden aus der Feder des Brüsseler Zeichners Jean Roba.
Schatztruhe nicht nur für Fans
Knapp 50 Seiten umfasst allein die Einleitung, bevor der Leser den ersten Strip (wieder-)entdeckt. Und selbst diese Kurzabenteuer werden immer wieder aufgelockert durch Abbildungen von Original-Titelseiten aus den 1960er Jahren, von Fließtexten, in denen zum Beispiel Hund Bill über den Urlaubs-Hype der Familie von Bill berichtet.
264 Seiten umfasst dieser Band - eine Schatztruhe für Fans von Boule und Bill und Liebhaber dieser Art von unterhaltsam-lustigen Comicstrips.
Zunächst in Pariser Zeitung
Eine außergewöhnliche Comic-Veröffentlichung ist auch die "Deluxe-Ausgabe", wie der Verlag sie nennt, des Titels "Spirou, der Liliput-Trick".
Schon der Spirou-Band selbst gilt als besonders, weil er im Original zunächst gar nicht als einzelner Band geplant war, sondern als Folge von mehreren Episoden, die in der Pariser Zeitung Le Parisien libéré Anfang der 1960er Jahre einmal pro Woche veröffentlicht wurden.
Diese Episoden wurden später dann erst zu einem eigenen Band zusammengefügt. Und den gibt es hier in einer Neuauflage - ebenfalls ergänzt durch viele Hintergrundinfos rund um diesen Comic, seine Entstehung, zu den Autoren Franquin und wieder Jean Roba.
Besonders ist auch, dass im Anschluss an das neu kolorierte Werk die Original-Episoden in schwarz-weiß eine nach der anderen abgedruckt und kommentiert werden und dadurch vieles erklärt und beleuchtet wird, was die damalige Comic-Welt von Franquin, Roba und ihren Kollegen ausmachte.
Spirou in Kuba
Ganz klassisch erscheint dagegen der neue Spirou-Titel "Die Schweinebucht", ohne allerdings klassisch zu sein. Denn auch in Belgien ist er erst dieses Jahr erschienen.
Auf 64 Seiten erleben Spirou und Fantasio hier ein Abenteuer in den USA und vor allem auf Kuba Anfang der 1960er Jahre, zur Zeit von Fidel Castro und Che Guevara, vor dem Hintergrund der politisch-ideologischen Spannungen, die es zwischen Kuba und den USA damals gab.
Gezeichnet ist die Geschichte von dem französischen Comiczeichner Elric Dufau. Der schafft es gut, in die Fußstapfen des großen André Franquin, des Schöpfers von Spirou und Fantasio, zu treten. Denn der Leser fühlt sich auch beim Franzosen direkt zu Hause im Universum der beiden klassischen Helden - zudem die Geschichte an sich auch ansprechend und erfrischend erzählt wird, mit einem großen Schuss Ironie. Den Comic kann man als Spirou-Fan ebenso lesen wie auch als jemand, der gar nichts von Spirou kennt.
Die Comics
"Boule und Bill Gesamtausgabe 2", illustriert von Jean Roba, Carlsen Verlag,
Hamburg 2024, 264 Seiten, 38 Euro."Spirou Deluxe Der Liliput-Trick" von André Franquin, Carlsen Verlag,
Hamburg 2024, 128 Seiten, 34 Euro."Spirou und Fantasio Spezial 43: Die Schweinebucht", von Christophe Lemoine,
illustriert von Elric Dufau und Baril, Carlsen Verlag, Hamburg 2024, 64 Seiten, 12 Euro.
Kay Wagner