"Blutdiamanten" ist Teil vier einer bislang vierteiligen Reihe, die die Franzosen Rodolphe (Szenario) und Louis Alloing (Zeichnungen) rund um den Protagonisten Robert Sax erschaffen haben und die in Brüssel Ende der 1950er Jahre spielt.
In den Comics taucht man also ein in das Brüssel dieser Zeit, in die Atmosphäre, die Art, sich zu kleiden, sich fortzubewegen. Man erkennt Orte und Plätze wieder, die heute noch bestehen, aber natürlich anders aussehen.
Eine Art James Bond aus Brüssel
Die Geschichte, die in "Blutdiamanten" erzählt wird, wirft dazu noch einen Blick auf die belgische Kolonialgeschichte in Afrika. Vor dem Hintergrund der Unabhängigkeitsbestrebungen des Kongo wird die Beziehung thematisiert, die es zwischen Belgiern und dem Kongo und Kongolesen gab. Eine Beziehung, in der die Belgier als Weiße oft ein hartes Regime gegenüber den Kongolesen geführt haben.
Der Comic schafft es gut, diese Verstrickung von ernstem Hintergrund der belgischen Kolonialgeschichte mit einer Handlung zu verbinden, die ein bisschen an James Bond erinnert. Denn eine Affäre rund um Geheimdienstagenten paart sich hier mit einem Helden - Robert Sax - der sehr auf seine äußere Erscheinung bedacht ist, gerne mit Frauen flirtet und dabei stets lässig auftritt.
Fotograf zwischen den Fronten
"Alex Nora" hingegen stammt aus der Feder von André Taymans, ein in Ottignies geborener Comickünstler. Auch im französischsprachigen Raum ist der Comic dieses Jahr erst neu erschienen als Neubearbeitung eines Werks, das allerdings bereits 1991 zum ersten Mal veröffentlicht wurde.
Erzählt wird darin die Geschichte eines Fotografen in Kolumbien, der zwischen die Fronten von Guerillakämpfern und dem Militärregime gerät. Eine nicht sehr tiefgreifende Geschichte und insgesamt vielleicht - je nach Geschmack - nur ein eher mittelmäßiger Comic.
Fangemeinde in Deutschland
Allerdings scheint André Taymans eine treue Fangemeinde im deutschsprachigen Raum zu haben. Denn der Hamburger Verlag Schreiber & Leser hat bereits zahlreiche Werke von ihm veröffentlicht.
Zum Beispiel die komplette Caroline-Baldwin-Reihe über eine kanadische Privatdetektivin, erst Anfang Dezember noch den zweiten Band der "Don-Reihe", eine erotisch angehauchte Abenteuerreihe, die ähnlich wie "Alex Nora" auch in Lateinamerika angesiedelt ist.
Duo aus Mons und Lüttich
In Spanien dagegen spielt die Handlung von "Zum Sterben schön" aus der Feder von Jean-Michel Beuriot, ein Zeichner aus Mons. Das Szenario stammt von Philippe Richelle aus Lüttich. Die beiden sind im deutschsprachigen Raum bereits bekannt durch ihre Serie "Unterm Hakenkreuz" - also ein Comic, der zur Nazi-Zeit spielt.
In "Zum Sterben schön" führen die beiden uns diesmal eben nach Spanien und dort auf die Suche nach Personen, die verschwunden sind. Die Zeichnungen sind eher grob und einfach gehalten – ein Stil, der vielleicht nicht jeden überzeugt. Dafür ist die Geschichte gut erzählt. Zwar nicht wirklich tiefgründig, aber auf eine Art, dass vieles lange unklar bleibt und sich erst nach und nach auflöst. Was den Comic zu einer spannenden Lektüre macht, die den Leser Seite um Seite umblättern lässt.
Die Comics
"Robert Sax - 4. Blutdiamanten", von Louis Alloing (Zeichnungen) und Rodolphe (Szenario),
Verlag Schreiber & Leser, Hamburg 2024, 48 Seiten, 16,95 Euro"Alex Nora", von André Taymans (Zeichnungen), Gabrielle Borile und Chantal Heuvel (Szenario),
Verlag Schreiber & Leser, Hamburg 2024, 48 Seiten, 16,95 Euro"Zum Sterben schön", von Jean-Michel Beuriot (Zeichnungen), Philippe Richelle (Szenario),
Verlag Schreiber & Leser, Hamburg 2024, 88 Seiten, 22,80 Euro
Kay Wagner