"Die Heimkehr des Kapitän Nemo" ist ein Comic, den Schuiten zusammen mit dem französischen Szenaristen Benoît Peeters herausgegeben hat. Der Comic gehört zu der Reihe "Die geheimnisvollen Städte", die Schuiten und Peeters schon seit Jahren zusammen gestalten.
"Die Heimkehr des Kapitän Nemo" reiht sich stilistisch nahtlos in diese Serie ein. Phantastische Elemente mischen sich in diesem Comic mit einer Geschichte um die Figur des Kapitän Nemo. Den hatte der französischen Schriftstellers Jules Vernes für sein Roman-Werk erfunden. Kapitän Nemo taucht dort als Kommandant des Unterseeboots Nautilus auf, zum Beispiel in dem Roman "20.000 Meilen unter dem Meer". Bei Jules Vernes stirbt Kapitän Nemo irgendwann. In Schuitens Comic erwacht der Kapitän wieder zum Leben, und seine Erinnerungen an die Zeit vor seinem Tod sind quasi die Handlung des Comics.
Phantastisches mischt sich mit Fakten
Dabei vermischt sich die phantastische Welt des Comics, in die auch Jules Vernes seinen Kapitän schon gesetzt hat, mit Fakten rund um das Leben des französischen Schriftstellers und seines Werkes. Das macht neugierig und man möchte als Leser mehr erfahren über die Andeutungen, die in dem Buch gemacht werden.
Zu solchen Recherchen wird man als Leser geradezu verführt, denn das ganze Werk ist faszinierend. Denn nicht nur die Geschichte ist geheimnisvoll-phantastisch, auch die Zeichnungen ziehen den Leser in dieses Universum des Phantastischen hinein, in diese Zwischenwelt zwischen Realem und Fiktiven. In der ersten Hälfte des Comics erstrecken sich die Zeichnungen meist über eine ganze Seite, der dazugehörige Text ist auf der gegenüberliegenden Seite gedruckt. Etwa ab der Hälfte des Comics weichen die Schwarz-Weiß-Zeichnungen farbigen Bildern - ein Spiegel der Handlung.
Hommage an einen Hund - aber nicht nur
Im zweiten Comic von Schuiten geht es dagegen um etwas ganz anderes. In ihm verarbeitet er nämlich den Tod seines eigenen Hundes. Den hat es wirklich gegeben, Jim hieß der und so heißt auch der Comic. Jims Tod hat Schuiten sehr mitgenommen und in diesem Comic verarbeitet Schuiten seine Trauer. Das Buch ist damit zu einer Hommage an diesen Hund Jim und ein Loblied auf den Hund als Begleiter des Menschen allgemein.
Aber man muss kein Hundeliebhaber sein, um den Comic zu mögen. Denn die Gedanken, die Schuiten über den Tod, ein mögliches Leben nach dem Tod und auch zu den gemeinsam verbrachten Zeiten mit seinem Hund aufschreibt, sind losgelöst von einem Hund grundsätzlich lesenswerte Überlegungen von einem Trauernden. Von jemandem, der einen wertvollen Begleiter verloren hat. Und das könnte genauso gut ein Mensch sein, oder auch eine Katze, ein Vogel, irgendjemand eben.
Zeichnungen laden zum Verweilen ein
Auch in diesem Comic schafft es Schuiten, den Text, seine guten Gedanken hervorragend zusammenzubringen mit seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen, obwohl Text und Zeichnungen wieder auf getrennten Seiten wiedergegeben werden. Die Zeichnungen sind dabei oft gar nicht mal sehr komplex. Aber sie laden zum Verweilen ein, zum Meditieren. Zum Nachdenken über Trauer, Tod, Erinnerungen.
Wodurch "Jim" zu einem Comic wird, den man immer wieder mal zur Hand nehmen kann. Bei dem man vielleicht auch nur mal eine Seite betrachten kann - und trotzdem Gewinn daraus zieht.
Die Comics
François Schuiten/Benoît Peeters, "Die Heimkehr des Kapitän Nemo",
Verlag Schreiber & Leser, Hamburg 2024, 96 Seiten, 26,80 Euro.
François Schuiten, "Jim", Verlag Schreiber & Leser,
Hamburg 2024, 128 Seiten, 17,80 Euro.
Kay Wagner