Das Lachen und die Sehnsucht nach Lachen waren immer das, was Franquin angetrieben hat. Schon seit seiner Kindheit, die am 3. Januar 1924 in der Brüsseler Stadtgemeinde Etterbeek beginnt. Seine Familie sei sympathisch gewesen, aber es sei einfach nicht viel gelacht worden, betont Franquin in einem der Interviews, die in den Archiven der Sonuma bewahrt worden sind. Aber Zeichnen mache glücklich. Also zeichnet der junge André, am liebsten nach der Natur, aber auch nicht mehr als andere Kinder seines Alters, wie er sagt.
Sein Vater hat dann eigentlich eine Karriere als Agraringenieur für ihn vorgesehen, stattdessen schreibt sich André 1942 an der Kunsthochschule Saint-Luc ein. Von dort findet er seinen Weg als Animationszeichner in ein Brüsseler Zeichentrickstudio. Das geht zwar bald pleite, aber immerhin lernt Franquin so die späteren Comic-Größen Eddy Paape, Morris und Peyo kennen.
Einstieg in Spirou-Serie
Über Morris bekommt Franquin erste Zeichen-Aufträge vom Verlagshaus Dupuis. Und wie Morris wird Franquin dort von Joseph Gillain unter die Fittiche genommen, bekannter als "Jijé". Schnell wird sowohl Dupuis als auch Jijé klar, wie viel Talent Franquin hat: Jijé bietet Franquin an, die "Spirou"-Comicserie von ihm zu übernehmen, die Galionsfigur des gleichnamigen Comic-Magazins aus dem Haus Dupuis.
Franquin erweitert die Spirou-Serie um zahlreiche erfolgreiche neue Figuren und Elemente wie beispielsweise das Marsupilami. Es sei eine regelrechte Bande von Freunden gewesen bei Spirou, erinnert er sich später, die Arbeit bei der Zeitschrift habe ihn damals begeistert. Aber es gibt auch Reibereien. Nach einem finanziellen Streit mit dem Dupuis-Verlag wechselt Franquin sogar zeitweise zum Erzkonkurrenten Lombard. Das Zerwürfnis dauert aber nicht lange und Franquin kehrt zu Spirou zurück.
Zwischenzeitlich erfindet Franquin auch noch den dussligen und ewig planlosen Büroboten "Gaston", der ab 1957 in den Seiten des Spirou-Magazins sein Unwesen treibt und die Herzen der Leser im Sturm erobert.
Selbstzweifel
Franquin eilt von Erfolg zu Erfolg, in seinem Innern aber kämpft er Zeit seines Lebens mit einem Dämon: Egal wie sehr ihn andere bewundern und sein Ausnahmetalent loben – er selbst findet seine Arbeit nie gut genug. Die quälenden Selbstzweifel behindern sogar seine Zeichentätigkeit, sabotieren ihn regelrecht, gesteht er. 1961 werden die zahlreichen Belastungen zu viel: Franquin erleidet einen mentalen Zusammenbruch, eine Gelbsuchterkrankung tut ihr Übriges, um ihn lange außer Gefecht zu setzen.
Nach seiner Rückkehr tritt Franquin kürzer und gibt die Spirou-Serie 1968 schließlich ab, gegen den Willen von Verlag und Fans. Ein Zeichner bevorzuge immer seine selbst geschaffenen Charaktere, deshalb werde er sich nun auf seine Lieblingsfigur Gaston konzentrieren, erklärt Franquin.
Über die folgenden Jahre bleibt Franquin vielfältig aktiv, aber er ist und bleibt gesundheitlich angeschlagen und wird seiner Depressionen nicht Herr. 1997 stirbt er nur zwei Tage nach seinem 73. Geburtstag an Herzversagen.
Zeichnen sei gar kein echter Beruf, das hätten Kinder nur erfunden, um als Erwachsene keinen echten Beruf lernen zu müssen. Der Trick sei also, so lange wie möglich Kind zu bleiben.
Boris Schmidt