Ort der Handlung ist Charleroi. Die Zeit: 1943. Die Comic-Zeitschrift Spirou ist gerade von den deutschen Besatzern, also dem Hitler-Regime, verboten worden. Ein Jugendlicher will sich das neuste Heft gerade kaufen. Da erfährt er vom Kiosk-Betreiber, dass die Zeitschrift nicht mehr erscheinen darf.
Der Junge findet das nicht richtig. Er ist Mitglied im "Club der Freunde von Spirou" und berichtet seinen Freunden von dem Verbot der Zeitschrift. Die Kinder wollen das Verbot ihrer Lieblingszeitschrift nicht auf sich sitzen lassen und dagegen protestieren ... Was sie auch tun. Wie genau, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur so viel: Der Comic endet offen und ist auf eine mehrbändige Reihe angelegt.
Anders als die Handlung kommen die Autoren des Comics nicht aus Belgien. Die Geschichte stammt aus der Feder des Franzosen David Morvan, die Zeichnungen kommen vom Spanier José Luis Munuera. Beide sind keine Unbekannten, wenn es um Spirou geht. Seit 2004 beschäftigen sich die beiden zusammen mit dem Universum von Spirou und Fantasio, haben mehrere Bände mit diesen Helden entworfen, sind also intime Kenner der Spirou-Welt.
Verlegt wurde der Comic allerdings tatsächlich zunächst in Belgien, nämlich im Verlag Dupuis, wo ja auch Spirou beheimatet ist. Der Comic ist 2023 in französischer Sprache in Belgien erschienen und jetzt im deutschen Kooperationsverlag von Dupuis, dem Hamburger Verlag Carlsen.
Historische Fakten
Die Zeichnungen bieten viele Einzelheiten, haben auch Nebenschauplätze. Ganz im Stil der Spirou- und Fantasio-Geschichten wird Wert auf Details gelegt. Bis hin zum Eichhörnchen, das auftaucht. Der Name Spirou soll sich ja vom wallonischen Wort für Eichhörnchen ableiten.
Der Comic ist nicht nur gradlinig erzählt. Es gibt Zeitsprünge und Wechsel der Erzählstränge.
Die Geschichte basiert auf historischen Fakten. Diese "Freunde von Spirou" wurden tatsächlich als Fan-Gemeinschaft kurz nach der Gründung der Zeitschrift Spirou ins Leben gerufen. Es gab Spirou-Leser, die in den Widerstand gegangen sind.
Der Chefredakteur der Spirou-Hefte, Jean Doisy, tritt selbst als Figur in dem Comic auf. Und am Ende des Comics gibt es ein kurzes Dossier, das den historischen Kontext erklärt und zeigt, dass die Geschichte tatsächlich auf historischen Fakten beruht.
Das alles ist sehr stimmig, angenehm zu lesen und liebevoll gestaltet. Und auch mit einem gewissen Tiefgang, bedingt durch den dunklen Hintergrund, die Zeit der deutschen Besatzung in Belgien, vor dem die Handlung des Comics spielt.
Der Comic "Die Freunde von Spirou" ist im Carlsen-Verlag erschienen, besteht aus 72 Seiten und kostet 20 Euro.
Kay Wagner