Gerd Busse hat sich als Wissenschaftler und Übersetzer viele Jahre mit den Niederlanden beschäftigt, dort gelebt und gearbeitet. Dann wurde auch sein Interesse an Belgien immer größer. So groß, dass er zwei Bücher geschrieben hat. "Typisch belgisch" ist jetzt im GrenzEcho-Verlag erschienen.
Für ihn sind Klischees auch typisch belgisch. "Ich war zum Beispiel begeistert auf der Suche nach der besten Frittenbude in Antwerpen. Ich bin in der Zeit - das war so ein Highlight für mich - auch von einer Chocolaterie in die nächste gerannt. Belgien hat mich zu einem 'Schokoholiker' gemacht. Aber es gibt natürlich sehr viel mehr. Es gehören zum Beispiel die Comics dazu und der typisch belgische Föderalismus. Das ist auch typisch belgisch."
Aber für Gerd Busse waren es vor allen Dingen die Belgier und Belgier, die so typisch waren - in der freundlichen Art und der Hilfsbereitschaft, mit der sie den Fremden begegnen und auch in ihrer Bescheidenheit. Sie konnten es nicht verstehen, dass man sich für sie und ihr kleines Land interessieren könnte.
Als Belgier selbst findet man das Land sehr oft kompliziert, schüttelt mit dem Kopf, was hier so passiert. "Für viele Deutsche, aber auch für viele Niederländer, mit denen ich gesprochen habe, ist Belgien so eine Terra incognita. Man weiß relativ wenig darüber. Es ist ein ganz kompliziertes System. Vetternwirtschaft spielt dann oft eine Rolle. Der Fall Dutroux kommt oft zur Sprache, aber man weiß eigentlich relativ wenig darüber. So ging es mir auch. Für mich war es eigentlich auch so ein Land, wo man durchfährt, zum Beispiel nach Brüssel, um EU-Projekte zu besprechen."
"Als ich dann damit anfing, mich mit der Geschichte zu beschäftigen, fand ich das so faszinierend. Ich habe das überhaupt nicht gewusst, was das für eine kulturell, aber auch wirtschaftlich reiche Region war. Die reichste in Europa im Mittelalter, die Herrschaft der Burgunder zum Beispiel. Oder dass es da so einen kleinen Streifen in Ostbelgien gab, Moresnet, der 100 Jahre Bestand hatte - länger als die Sowjetunion. Das fand ich unheimlich faszinierend. Aber es ist natürlich sehr, sehr kompliziert, zum Beispiel das politische System, den Föderalismus, zu verstehen."
Highlights
Vor allem die Begegnungen mit den Menschen haben Gerd Busse geprägt. "Was mir auffiel, wenn ich irgendwo im Bahnhof auf dem Bahnsteig saß und auf meinen Zug nach irgendwo hin gewartet habe, dass es dann ganz oft passiert ist, dass man plötzlich angesprochen wird von jemandem und ein kleines Pläuschchen hält."
Auch Städte wie Gent, Lüttich, Antwerpen, Löwen, Dinant, Mons oder auch das charmante Eupen sind für ihn Highlights - genau wie die belgische Bahn. Er habe nie so etwas Pünktliches und Zuverlässiges erlebt als Deutscher.
lo/sr