Die Geschichte der Zeichnung ist lang und umstritten. 1936 wurde das Cover für "Le lotus bleu" (Der blaue Lotos) von dem damals 29-jährigen Hergé gemalt. Ost-indische Tinte, Gouache und Aquarellfarben nutzte der belgische Comiczeichner für das Cover. Doch schnell die Enttäuschung: "Zu teuer seien die Reproduktionskosten, sagte damals Herausgeber Casterman", wie Comicexperte Eric Leroy erklärt.
Also verschenkte Hergé die Zeichnung an Jean-Paul Casterman, den siebenjährigen Sohn des Herausgebers. Der faltete die Zeichnung, steckte sie in eine Schublade und fand sie Jahrzehnte später wieder. So behauptet es die Familie Casterman, die das Bild nun verkauft hat.
Doch nicht jeder glaubt der Geschichte um das Geschenk an den siebenjährigen Jungen. Unter den Zweiflern ist auch Nick Rodwell, Mann von Hergés Witwe Fanny Vlamynck. Nick Rodwell leitet die Gesellschaft Moulinsart, die das Erbe von Hergé verwaltet. Unter anderem betreibt Moulinsart das Hergé-Museum in Neu-Löwen. Dementsprechend fällt auch das Urteil von Rodwell aus: "Das Bild gehört ins Hergé-Museum". Und zwar am liebsten auf direktem Weg, also an einer Auktion vorbei.
Eric Leroy und das Auktionshaus Artcurial vertrauten aber der Casterman-Variante der Geschichte. Die Zeichnung wurde verkauft. Der ganze Prozess wurde von den Medien aufmerksam verfolgt, auch der Streit um den Ursprung des Bilds hat seinen Teil dazu beigetragen. So schaukelte sich der Preis auf 2,6 Millionen - mit Gebühren knapp 3,2 Millionen Euro - hoch.
Der Käufer ist nicht bekannt und somit auch nicht, wo das Bild landen könnte. Der ursprüngliche Besitzer, Jean-Paul Casterman, starb 2009. Die Diskussion um die wahre Geschichte hinter dem Ursprung der Zeichnung ist mit der Auktion nicht beendet. Was wirklich hinter dem Ganzen steckt, könnte wahrscheinlich sowieso nur ein findiger Journalist mit seinem treuen Vierbeiner herausfinden.
ale/km