Woher stammt eigentlich die Familie von Frühbuss aus Wallerode, und was verbindet sie mit Ostbelgien? Ihre Ursprünge liegen in Oberschlesien (heute Polen), wo die Familie ein altes Rittergut besaß. Von dort verschlug es einen der Vorfahren im 19. Jahrhundert nach Malmedy, der hier sogar Bürgermeister wurde.
Im Band "Lebensbilder aus Ostbelgien" des St. Vither Autors Heinz Warny, den das Grenz-Echo zu seinem 90. Geburtstag herausgegeben hat, wird die Geschichte der Familie und damit ein Stück Regionalgeschichte lebendig. Ein anderes Beispiel ist die Eupener Musiker-Familie Mommer, deren Vorfahren Warny als unvergessene Kulturbotschafter beschreibt.
"Es wird immer möglichst weit zurückgegeriffen in die Geschichte. Und das alles jeweils auf zwei Buchseiten, das ist nicht einfach. Ich habe versucht, das kurz zu fassen, vielleicht auch etwas flott zu schreiben - für die Historiker vielleicht zu flott - aber so ist das nun mal, wenn man eine solche Sache als Journalist aufgreift", erzählt Warny.
Darauf legt der Autor wert: Es sind journalistische Artikel und keine ausführlichen historischen Biografien. Die porträtierten Menschen waren Politiker, Unternehmer, Kunstschaffende, die eng mit Ostbelgiens Geschichte verbunden sind. So hat Warny auch eine Reihe von Priestern mit aufgenommen - weil sie auch politisch tätig waren.
Unbekannte Geschichten
Ausgangspunkt für den Band war eine Serie im Grenz-Echo. Die rund 40 Artikel bildeten die Grundlage. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Namen hinzu, die genügend Material für eine Buchveröffentlichung hergaben. Dabei entdeckte Heinz Warny auch immer wieder unbekannte Geschichten. "Es gibt schon einige Personen darin, die für die Leser neu sind und die auch für mich neu waren."
Wer kennt zum Beispiel die Geschichte des Doppelagenten Christian Sand, der sich in den 1920er Jahren als Lockspitzel in Eupen-Malmedy anheuern ließ. Oder die von Wilhem Peters und der letzten Eupener Tuchfabrik? Eine der wenigen Frauen, die in dem Band Erwähnung finden, ist die Rundfunkpionierin Irene Janetzky, die am Anfang der deutschsprachigen Radiosendungen in Belgien steht.
Archivmaterial und Gespräche mit Angehörigen und Freunden der verstorbenen Persönlichkeiten waren die Quellen für die Lebensbilder. Für einige Texte hat Heinz Warny auf die Mitarbeit von Journalisten-Kollegen zurückgegriffen. Die Kurzbiografien erscheinen in alphabetischer Reihenfolge, und sind so leicht nachzuschlagen.
Warny hofft, eine breite Leserschaft mit dem Buch zu erreichen. Es soll "denjenigen zufrieden stellen, der wissen will: Wer war das noch? Oder dessen Namen habe ich oft in Verbindung mit Ostbelgien gehört, was verbirgt sich hinter dem Namen?" Aber auch für Recherche sei das Buch geeignet, sagt Warny.
Die 90 Lebensbilder aus Ostbelgien können um weitere Porträts ergänzt werden. Material ist genügend vorhanden, und so steht jetzt schon fest, dass es noch einen zweiten Band geben wird.
mb/km