Wie der Name es schon vermuten lässt, stehen bei der Ausstellung zunächst Sarkophage aus dem alten Ägypten im Mittelpunkt. Aber es gibt noch mehr zu entdecken: In einem der Säale gibt es zum Beispiel die Klageweiber zu sehen - in Form von vier Statuen, immerhin rund 4.000 Jahre alt. Im nächsten Saal sieht man dann aber gleich das "perfekte" altägyptische Grab: Im Zentrum natürlich die Mumie; dann: verschiedene Sarkophage mit zunehmender Größe, die sich ineinander schachteln.
In dem Saal sind auch die sogenannten Kanopen zu sehen, also Behälter, die die inneren Organe der mumifizierten Toten enthalten. Und dann eben: kleine Figuren, so genannte Uschebti. Sie repräsentieren das Dienstvolk, das den Toten auch im Jenseits bewirten soll.
Die Brüsseler Sarkophag-Ausstellung geht weit über die eigentlichen "Behältnisse" hinaus. Vielmehr taucht man in den ägyptischen Totenkult ein, und damit auch in die Glaubenswelt der antiken Zivilisation am Nil.
Und im Zentrum steht die Göttin Nut, sie ist der personifizierte Himmel, das Firmament. Und für die alten Ägypter war es so: Die Wiedergeburt wird symbolisiert durch den Kreislauf an einem Erdentag. In der Nacht wird die Sonne verschlungen, eben von der Göttin Nut, um dann am Morgen wiedergeboren zu werden.
Deswegen wird die Göttin Nut eben auch häufig auf Sarkophag-Deckeln dargestellt, inklusive des nächtlichen Sternenhimmels. Und das hat der Brüsseler Sarcophagi-Ausstellung denn auch ihren Untertitel gegeben: "Unter den Sternen von Nut".
Die "ideale" Nacht dauerte bei den Ägyptern 12 Stunden. Entsprechend führt die Ausstellung den Besucher durch 12 Säle. Und hier macht man eine Zeitreise durch 30 Jahrhunderte ägyptischen Totenkult. Das Ganze ist chronologisch geordnet. Die Ausstellung beginnt in der Vorgeschichte, um das Jahr 3000 v. Chr. und da wurden die Toten noch nicht mumifiziert. Und auch die Sarkophage waren simpel - eigentlich nicht mehr als eine schmucklose Holzkiste.
Dann setzte sich aber der Glaube durch, dass man im Jenseits nur dann weiterleben konnte, wenn die "sterbliche Hülle" erhalten blieb. Deswegen wurden die Toten eben mumifiziert. Und damit wurden auch die Sarkophage raffinierter: edleres Material und die ersten Inschriften, Dekorationen, Bemalungen.
Ein anderer Saal ist dem "Neuen Reich" um 1300 v. Chr gewidmet. Zu sehen gibt es hier unter anderem eine wunderschöne Frauenbüste mit einem buchstäblich bezaubernden Blick; eine kleine Nofretete, sagt Luc Delvaux, Kurator der Sarkophag-Ausstellung, stolz; "atemberaubend".
Das Herzstück der Ausstellung aber ist eine ganze Serie von Sarkophagen aus der Zeit um 900 v. Chr. Im Grunde dreht sich alles um diese Sarkophage. Sie stammen aus einem Versteck, das insgesamt um die 400 Sarkophage enthielt. Die Exponate in Brüssel wurden Belgien Ende des 19. Jahrhunderts überlassen.
Roger Pint - Illustrationsbild: Fayez Nureldine (afp)