Das bedrohliche Grollen des Vesuvs ist während der gesamten Ausstellung so allgegenwärtig wie wohl damals, im Herbst des Jahres 79 vor unserer Zeit. Aber das Leben ging damals bekanntermaßen weiter, trotz des Rumorens des Vulkans, das lehren uns die archäologischen Funde.
Auch für die römische Familie, die wir dank Audioguide nach und nach kennenlernen, wie Henri Dupuis vom Ausstellungsmacher "Tempora" erklärt.
Aber wir müssen uns nicht nur auf unser Gehör verlassen, auch wenn dieser Sinn für die Ausstellung wirklich unerlässlich ist, oder auf Exponate hinter Glas. Nein, die Losung lautet "Immersion", also möglichst umfassendes Eintauchen.
Das beginnt logischerweise in der durchaus nicht unluxuriösen Wohnstätte der Familie. Und die ist, ohne Übertreibung, ein wahrer Augenschmaus. Und nur um ganz deutlich zu sein: Wir reden hier über eine im Originalmaßstab nachgebaute Unterkunft, die ziemlich frei begehbar ist.
Und nicht nur begehbar, man auch fast alle Gegenstände anfassen. Das ist der Vorteil der verwendeten originalgetreuen Reproduktionen. Mit Originalexponaten wäre so etwas aus offensichtlichen Gründen nicht möglich.
Aus dem Haus der Familie geht es dann weiter auf einen Platz und eine Straße. Hier finden sich, ähnlich opulent ausstaffiert, alle möglichen Orte, die für das Alltagsleben römischer Bürger der Zeit wichtig waren wie die Schule, ein Ort zum Wäschewaschen, eine Parfümmanufaktur, Bäckerei, Taverne und Imbiss, eine Arztpraxis und natürlich dürfen auch Thermen nicht fehlen.
Wobei die Ausstellungsmacher wirklich sehr beeindruckende Arbeit geleistet haben, was die oft täuschend echten Dekorationen angeht. Die Lebensmittel zum Beispiel sehen oft so lecker aus, dass man gerne einfach mal zugreifen würde. Ergänzt wird das Ganze durch viele Touchscreens, mit deren Hilfe die Besucher auf spielerische Weise weiter eintauchen können in die gezeigten Aspekte des römischen Lebens.
Und noch etwas trägt dazu bei, dass man sich fast in einer echten Straße der Epoche wähnt: Man sieht nämlich auch zahlreiche Graffitis an den Wänden, oft über Politik, manchmal aber auch einfach nur Gedichte. Auch das trage dazu bei, den Einwohnern Pompejis eine Stimme zu geben, so der wissenschaftliche Berater der Ausstellung, Professor Marco Cavalieri.
Aber damit nicht genug: Durch das Aufsetzen entsprechender Helme werden die Besucher auch in die virtuelle Realität spannender Gladiatorenkämpfe hineinversetzt, bevor die Ausstellung, das kann natürlich nicht anders sein, in einer ebenso beeindruckenden wie bedrückenden Projektion der vulkanischen Apokalypse endet.
Die Ausstellung "Zurück nach Pompeji" ist in Brüssel auf dem "Tour et Taxis"-Gelände zu sehen. Sie läuft voraussichtlich bis März 2026. Mehr Informationen, Öffnungszeiten und Tickets <a href="http://www.expo-pompeii.com" target="_blank">auf der Webseite der Ausstellung.</a>
Boris Schmidt








