Der Raum in der Galerie Michel Huynen in Verviers hat eine enorme Tiefe. An den Wänden hängt ein Ausschnitt aus dem künstlerischen Schaffen von Roger Greisch. Vielecke sind zu sehen, mal klare Linien, mal etwas verspielter. Und oft sehr farbenfroh.
"Ich glaube, er hatte viel Talent und hätte eigentlich noch berühmter sein können", sagt Greischs Tochter Viviane.
Schon zu Lebzeiten wurde Bilder von Roger Greisch belgienweit gezeigt, unter anderem in Lüttich und Brüssel. Und auch nach seinem Tod sind Greischs Werke weiterhin gefragt. 2008, 2011 und 2014 veranstaltete die Brüsseler Group 2 Gallery Ausstellungen.
Werke aus den 70er und 80er Jahren
Da sein Werk sehr umfangreich ist, musste für die Ausstellung in Verviers eine Auswahl getroffen werden. Galerist Michel Huynen entschied sich insbesondere für abstrakte Werke aus dem Zeitraum 1970 bis 1990.
"Bei diesen Jahren werde ich nostalgisch. Wenn ich die Werke von Herrn Greisch hier sehe, fühle ich mich in die 70er und 80er Jahre hineinversetzt. Ich war schnell davon gefangen", sagt Huynen.
Er habe Greisch nicht persönlich gekannt, so der Galerist. IKOB-Gründer Francis Feidler gab letztlich den Anstoß, erzählt Huynen:
"Nachdem ich André Blank ausgestellt hatte, hat mir Francis Feidler gesagt: 'Angesichts der Arbeit, die du normalerweise machst, wäre es interessant, Herrn Greisch auszustellen.' Ich habe Nachforschungen angestellt, geschaut und mir gesagt: 'Stimmt, seine Arbeit ist sehr interessant.' Das ist ein Künstler, der kulturell seine Region geprägt hat."
Die Kunst beschäftigte den wortkargen Roger Greisch offenbar unentwegt, erinnert sich seine Tochter. "Mein Vater schien oft in einem Sessel zu schlafen. Das konnte dann eine Stunde oder zwei dauern und dann ist er plötzlich aufgestanden und ist zum Atelier und hat dann wahrscheinlich das Bild angefangen, das er im Kopf erfunden hatte oder was ihm so eingefallen war."
Das Hochwasser 2021 zerstörte viele weitere Werke
Roger Greisch war als Lehrer in Ouren tätig, 1999 starb er in Bütgenbach - ein Ort, der indirekt auch in der Ausstellung in Verviers vorkommt. Und zwar mit einem Bild mit Blei. "Ein Projekt, das mein Vater gemacht hatte für das Zentrum Worriken in Bütgenbach. Da hat er ja so eine Skulptur aus Blei gemacht, die natürlich daran erinnert", sagt seine Tochter.
Sie verfügt noch über weitere Werke ihres Vaters, die nicht in Verviers gezeigt werden, darunter solche, deren Größe die in der Galerie Michel Huynen gezeigten Bilder deutlich übersteigt.
Rund 200 weitere Greisch-Werke fielen allerdings im Juli 2021 dem Hochwasser zum Opfer.
"Das war emotional gesehen natürlich sehr schwer zu verkraften", so Viviane Greisch. "Aber ich möchte nicht zu viel zu diesem Thema sagen, denn das ist eine traurige Geschichte. Ich vergesse das lieber, denn ich kriege die Bilder sowieso nicht zurück. Die sind weg", sagt die 77-Jährige.
Die Ausstellung mit 27 meist abstrakten Werken von Roger Greisch ist bis zum 22. März in der Galerie Michel Huynen in Verviers zu sehen, und zwar jeweils donnerstags (17 bis 19 Uhr), freitags und samstags (jeweils 14 bis 18 Uhr). Die Vernissage findet am 8. März von 17 bis 20 Uhr statt, am Folgetage empfängt die Ausstellung dann zwischen 15:30 und 18 Uhr Besucher.
Moritz Korff