Am Anfang herrscht Stille. Niemand ist auf der Bühne zu sehen. Eine große Plane verdeckt einen großen Haufen. Dann bewegt sich die Plane, und ein Mann erscheint, in Unterwäsche, ungepflegt. Statt in Schuhen stecken seine Füße in Zeitungspapier. Viele Minuten lang bleibt die Stille bestehen. Die fast 60 Kinder im Zuschauerraum sehen nur den Mann, wie er sich langsam anzieht, und mal ans Fenster hinter den Zuschauerbänken läuft, um dort einen Hahnenschrei auszustoßen. Wieder zurück auf der Bühne bereitet er sich einen Tee zu.
Plötzlich dann gibt es Geräusche. Ein Ei taucht in der Hand des Mannes auf. Als der Mann das Ei gegessen und seinen Tee getrunken hat, beginnt er tatsächlich auch zu sprechen. Beim Rasieren bittet er eines der Kinder um Hilfe. Aus dem ersten Kontakt mit dem Publikum entwickelt sich ein Dialog, der das ganze Stück über anhält. Immer wieder fragt der Mann auf der Bühne die Kinder irgendetwas. Zum Beispiel, welche Tiere es auf einem Bauernhof gibt. Wie der Bauer Cornelius es schaffen könnte, nicht allein auf seinem Bauernhof zu bleiben. Oder was man machen kann, wenn man Geld braucht, aber selbst kein Geld hat. Fragen und Antworten werden in deutscher Sprache ausgetauscht.
Werbung für die deutsche Sprache
"Wir versuchen, das große Publikum für die deutsche Sprache zu sensibilisieren und arbeiten in enger Partnerschaft mit Ostbelgien zusammen. So sind wir in Kontakt mit dem Agora-Theater gekommen", sagt Sarah Diffels von der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft. Denn dass das Stück gerade in Brüssel aufgeführt wird - in einem großen, alten Künstleratelier mitten im Europaviertel -, erklärt sich nicht von selbst. Das Theaterstück ist eine Veranstaltung im Rahmen der "Woche für Deutsch", die Werbung für die deutsche Sprache in Belgien machen möchte. Auch bei Kindern, die gerade erst angefangen haben, Deutsch zu lernen.
Verschiedene Schulen wurden angeschrieben. Die französische Grundschule in Brüssel meldete ihre Deutschklassen für die Vormittagsvorstellung an. "Zunächst einmal bekommen die Kinder eine Gelegenheit, ihre Muttersprache oder das Gelernte praktisch umzusetzen. Ich habe bemerkt, dass alle Kinder, von den Jüngsten bis zu den Ältesten keine Probleme hatten, dieser Vorstellung zu folgen", erklärt Deutschlehrer Georg Przikling.
Kinder und Schauspieler zufrieden
Dass er mit seiner Einschätzung durchaus richtig liegt, dass die Kinder problemlos der Vorstellung folgen konnten und sie ihnen sogar gefallen hat, bestätigen die Kinder selbst.
"Es war schön, weil es Geräusche gab, eine Geschichte, es gab Gegenstände."
"Das hat mir gefallen. Es war eine gute Geschichte. Ich hatte eine gute Zeit."
"Ich habe es sehr gemocht, weil es all diese Tricks gab. Ich liebe Bauernhöfe und die Tiere, die dort leben."
"Es hat mir gut gefallen, weil er einige Witze gemacht hat."
"Ich fand es toll, weil man zeigt, dass man nicht allein in der Welt ist. Aber es ist nicht schlimm, wenn man alleine ist. Man kann dann immer noch jemanden finden."
Auch Schauspieler Schumacher ist zufrieden mit dieser Vorführung seines Stücks im Rahmen der "Woche für Deutsch". "Es war wunderbar. Ich spiele es ja nicht alleine. Da es ein interaktives Stück ist, habe ich im Grunde zirka 60 Zuschauspielende, je nachdem wie fit die sind. Manchmal sind die fitter als ich, manchmal bin ich fitter. Heute, glaube ich, waren wir alle ziemlich fit."
Kay Wagner