Man hätte sie auch gut und gerne "Best-of Belgian Art Nouveau" nennen können, die Ausstellung, die aber nur - belgisch bescheiden - den Titel "Geschichten von außergewöhnlichen Objekten" trägt. Denn so etwas wie ein Best-of des belgischen Jugendstils bietet die Ausstellung tatsächlich: Gut 40 ausgewählte Stücke von zehn herausragenden belgischen Künstlern des Jugendstils hat das Museum Belvue jetzt für die Öffentlichkeit versammelt, ausgewählt von Kurator Werner Adriaenssens, der gleichzeitig auch Kurator für Dekorative Künste bei der König-Baudouin-Stiftung und Professor an der Uni Löwen ist.
"Es ist eine sehr breit aufgestellte Ausstellung, mit vielen verschiedenen Materialien und Objekten, die aber alle auch irgendwie zusammengehören. Jedes Ausstellungsstück hat eine eigene Geschichte und seinen eigenen Hintergrund", erklärt Adriaenssens.
Besteck, Schmuck, Bilder, kleine Statuen für den Hausgebrauch, Möbelstücke, Vorhänge, Postkarten und Untersetzer sind nur einige der vielen verschiedenen Dinge, die den Besucher erwarten. Alle Ausstellungsstücke sind sonst in ganz unterschiedlichen Museen im In- und Ausland zu sehen, gehören aber alle der König-Baudouin-Stiftung.
Bei der Wahl der Stücke, die in der Brüsseler Ausstellung zu sehen sind, verfolgte Adriaenssens die gleiche Strategie, die er auch beim Kauf von neuen Werken des Jugendstils für die König-Baudouin-Stiftung anwendet. Wichtigstes Kriterium für ihn ist dabei nicht die ästhetische Qualität eines Stückes. "Schönheit ist halt ein sehr subjektives Kriterium", begründet er das. Ausschlaggebend sei vielmehr, historisch bedeutende Stücke zu kaufen.
Deshalb sind die ausgestellten Stücke im Belvue auch alle historisch bedeutend - und dem Besucher wird das auch erklärt. Bei jedem Ausstellungsstück ist eine Geschichte dazu zu lesen, wie das Stück entstanden ist, warum oder wo der Künstler es geschaffen hat. Manchmal gibt es eine Anekdote - alles aber nur auf Französisch und Niederländisch, Deutsch fehlt.
Pädagogisch dagegen gut gemacht lernt der Besucher die zehn Künstler, deren Werke ausgestellt sind, auf einer großen Tafel am Ende der breiten Treppe kennen, die man zu der Ausstellung hochgehen muss. Namen wie Victor Horta, Philippe Wolfers, Paul Hankar und George Morren werden da mit Porträts und Kurzzusammenfassung ihres Lebens präsentiert.
Und wem diese Namen alle nichts sagen, der ist trotzdem herzlich willkommen. Denn natürlich, so sagt es Adriaenssens, sei die Ausstellung ein Leckerbissen für alle Jugendstil-Kenner. Gleichzeitig soll sie aber auch ein erstes Kennenlernen ermöglichen, ein Hineinschnuppern für Leute, die noch gar nichts über den Jugendstil kennen.
"Unser Ziel ist es auch, allen Menschen, die gerade jetzt im Jahr des Jugendstils nach Brüssel kommen, mal eine Gelegenheit zu geben, zu entdecken, welche bedeutenden Dinge da gemacht worden sind und wie die Gesellschaft um 1900 ausgesehen hat. Und das gerade nicht anhand von Häusergiebeln oder der Architektur, wie das oft gemacht wird, sondern an den Gegenständen, die in den Häusern standen."
Die Ausstellung "Geschichten von außergewöhnlichen Objekten" ist bis zum 7. Januar kostenlos zu besuchen im Museum für Belgische Geschichte Belvue am Museumsberg in Brüssel, direkt beim königlichen Palast.
Kay Wagner