Die Oper "Il Turco in Italia", zu Deutsch "Der Türke in Italien", stammt vom Komponisten und Bonvivant Gioacchino Rossini. Er komponierte dieses Werk im Jahr 1814, nur ein Jahr nach seiner bekannten Oper "Die Italienerin in Algier". Mit Maestro Giuseppe Finzi steht am Freitagabend auch ein Italiener am Dirigentenpult in Lüttich und gibt mit dem "Turco" sein Debüt an der Königlichen Oper der Wallonie.
Die Lütticher Musiker sind mit Freude und einem Lächeln bei der Sache, sagt Giuseppe Finzi, und die Lütticher Oper sei ein toller Ort zum Arbeiten. Aber bei den Proben wird nicht nur gelacht, es wird auch hart gearbeitet. Denn schließlich ist "Il Turco in Italia" eine völlig neue Produktion, die in der Maasstadt noch nie aufgeführt wurde. Die Tatsache, dass es sein erstes Engagement an der Lütticher Oper ist, macht es für Giuseppe Finzi allemal spannend.
Diese Oper erstmals dem Lütticher Publikum zu präsentieren, bedeutet für Giuseppe Finzi schon eine gewisse Verantwortung, denn er steht hier mit seiner Interpretation von "Il Turco" sozusagen an der Linie zwischen dem "Vorher" und dem "Nachher". Es ist für Giuseppe Finzi das erste Mal überhaupt, dass er die Oper "Il Turco in Italia" dirigiert. Und das bedeutet für einen Dirigenten immer eine ganz besondere Herausforderung, denn er muss sich erst seine eigene Vorstellung davon machen, wie die Noten der Partitur klingen sollen und dann muss er diese eigene Vorstellung allen beteiligten Musikern und Sängern auch vermitteln können.
Bei ihrer Uraufführung in der Mailänder Scala im Jahr 1814 kam die Oper gar nicht gut an. Das Publikum sah darin einen Abklatsch der erfolgreichen Oper "Die Italienerin in Algier" - zu Unrecht, wie Maestro Finzi findet. Denn die beiden Opern "L‘Italiana in Algeri" und "Il Turco in Italia" seien bis auf die ähnlich klingenden Namen völlig unterschiedlich, so Finzi. Während Rossinis beliebte "L‘Italiana" eine reine komische Oper mit vielen Lachern ist, zeigt Rossini in seinem "Il Turco" mehr Tiefsinnigkeit. Das Publikum lacht viel, aber es lacht, weil jemandem auf der Bühne ein Unglück geschieht. Rossini lockt hier also das allzu menschliche Gefühl der Schadenfreude hervor und konfrontiert das Publikum dadurch mit sich selbst.
"Il Turco in Italia" ist bei Weitem nicht Gioacchino Rossinis populärste Oper, aber ein Stück verhohlene Gesellschaftskritik, die noch dazu in herrliche Musik verpackt ist. Nach der Premiere am Freitagabend steht das Stück noch bis zum 29. Oktober in Lüttich auf dem Spielplan. Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Webseite der Oper.
Patrick Lemmens