Über den Heiligen Nikolaus gibt es einiges an Sagen und Mythen: Hier in Belgien sagt man oft, dass der Nikolaus mit dem Schiff aus Spanien nach Belgien kommt. In Wirklichkeit hat der Nikolaus aber wahrscheinlich nie einen Fuß auf spanischen Boden gesetzt. Er lebte im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus in Griechenland und war dort Bischof der Stadt Myra, die jetzt zur Türkei gehört.
Die Geschichte, dass der Nikolaus aus Spanien kommt, hat damit zu tun, dass die Menschen im 16. Jahrhundert oft dachten, dass etwas, das aus dem Süden kommt, aus dem Königreich Spanien stammen muss.
Ob der Nikolaus allerdings auch in der heutigen Türkei gestorben ist und vor allem dort begraben liegt, ist eine andere Frage. Türkische Archäologen sind jedenfalls überzeugt, dass der steinerne Sarg, den sie unter der St.-Nikolaus-Kirche in Demre - wie Myra heute heißt - ausgegraben haben, dem Heiligen Mann gehört.
Der Sarg enthält aber keine sterblichen Überreste. Die Kirche wurde nach der Heiligsprechung von Nikolaus im sechsten Jahrhundert erbaut - auf einer anderen, älteren Kirche. Und dort soll der Heilige Nikolaus begraben liegen. Die Ausgrabungsarbeiten waren entsprechend schwierig und haben fünf Jahre gedauert.
Zweifel
Zweifel an dem möglichen türkischen Sensationsfund kommen vor allem aus Italien. In der südlichen Hafenstadt Bari sollen seit fast eintausend Jahren die Gebeine des Heiligen Nikolaus ruhen. Der Ort ist auch eine Wallfahrtsstätte. Seefahrer - manche behaupten Piraten - sollen die Überreste des Nikolaus schon im Jahr 1087 von Myra nach Bari geschmuggelt haben. Auch hier wurde eine Kirche über den Sarkophag gebaut - die Basilica San Nicola.
Die türkischen Archäologen behaupten jetzt, die Seefahrer in Bari hätten damals die falschen Gebeine mitgenommen und die echten Reliquien lägen unter der Kirche in Demre. Natürlich ist der Nikolaus eine historische Figur und vielleicht der beliebteste aller Heiligen. Er soll zahlreiche Wunder vollbracht und sein ganzes Geld verschenkt haben, um drei Schwestern vor dem Verkauf in die Prostitution zu retten. Auch soll er Seeleute aus der Not gerettet und Tote zum Leben erweckt haben. Das könnte den Enthusiasmus der Türkei über die archäologischen Ausgrabungen erklären. Kritiker - vor allem in Italien - glauben allerdings, dass die Türkei mit der Meldung von der Ausgrabung vor allem den Tourismus ankurbeln will.
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