1948, drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, war es auch in Belgien soweit: Das Wahlrecht für Frauen wurde in der Verfassung verankert. "Eine Frau, eine Stimme" ist der Titel einer Ausstellung zu diesem Thema, die bald in Eupen zu sehen sein wird, im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Andere europäische Staaten waren deutlich früher als Belgien: In Deutschland, Österreich und den Niederlanden erhielten Frauen nach dem Ersten Weltkrieg dieses demokratische Grundrecht. In Belgien durften Frauen allerdings schon 1921 an den Kommunalwahlen teilnehmen, aber nur an den Kommunalwahlen. Das allgemeine Wahlrecht gab es erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Es war nicht so, dass Frauen nicht schon vorher für ihre Rechte eingetreten wären: Sie hatten auch ihren Anteil an der Revolution 1830. Doch die Früchte aus dieser Zeit, aus dem Beginn des belgischen Verfassungsstaates, haben sie nicht ernten können.
Frauen blieben aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. "Man hat den Frauen wohl nicht zugetraut, dass sie auch politisch werden konnten", sagt Myriam Pelzer, Pressesprecherin des Parlamentes im Gespräch mit dem BRF, "es steht und fällt mit der Frage der Bildung. Frauen wurden damals zwar beruflich eingesetzt, sie haben sehr viel gearbeitet, aber immer in unqualifizierten Stellen."
Erst durch die Bildung verschiedener Frauen kam Bewegung in die Sache. Die Frauen setzten sich dafür ein, am politischen Leben teilnehmen zu können. Es gab einige Vorreiterinnen in Belgien.
Die Ausstellung im Parlament ist vom Brüsseler Archivzentrum konzipiert worden und lag bisher nur in niederländischer und in französischer Sprache vor, das PDG zeigt sie aber in deutscher Fassung. Mitarbeiter der Verwaltung des Parlamentes haben die Texte der Ausstellung übersetzt. Zu sehen sind 30 Tafeln mit vielen Geschichten, Bildern und Karikaturen.
Die Ausstellung wird im ganzen Monat Juni zu sehen sein. Die Eröffnung ist am kommenden Sonntag, dem Tag der offenen Tür in den öffentlichen Einrichtungen in der DG. Sie läuft bis zum 27. Juni.
sh/est