Beim Scenario-Theaterfestival ist nichts an den Haaren herbeigezogen - ganz im Gegenteil. Die Haarpracht von zwei finnischen Artistinnen bildet den Kern der Kunst des Zopfhangs. Zu bewundern sind die Frauen, wenn sie an den Haaren verbunden in der Luft hängen. Sie erzählen mit ihren Zirkusnummern Geschichten von Schönheit und Scham, Weiblichkeit und Virilität, Sinnlichkeit und Macht.
Eröffnet wird das Festival mit dem Einblick in die Welt eines Blinden. "Bei Clair Obscur möchte uns der Tänzer, in seine Welt hinein bringen: in die Welt eines Blinden. Das wird sehr humorvoll dargestellt. Manchmal sitzt das Publikum sogar im Dunkeln und erlebt einfach das, was der Tänzer erlebt", erklärt Chantal Heck, die das Programm gestaltet.
Zirkus und Tanz sind in diesem Jahr sehr präsent. Der Zuschauer erlebt den neuen Zirkus, handgemachtes Theater und Tanz. "Beim neuen Zirkus werden keine einzelnen Zirkusnummern aneinandergereiht. Alles ist in einem Stück eingebunden, in dem es auch eine eigene Dramaturgie gibt. Es ist ein Kunstwerk für sich", so Chantal Heck.
Das ist auch der Fall bei Six Pieds sur Terre. Die französische Compagnie Lapsus liefert mit ihrem Stück einen Beitrag zum Schrittmacher-Festival. Sie manövrieren Einräder, bewegen sich wie auf Eierschalen und zelebrieren Akrobatik und Jonglage.
Andere hingegen kochen eine Kartoffelsuppe. Das überarbeitete Agora-Stück handelt von Krieg, Verlust, Hunger und der wohltuenden Wirkung einer guten Suppe. Die Hauptfigur erzählt beim Zubereiten der Suppe aus ihrem Leben, ihren Erinnerungen.
Um Erinnerungen und Schicksale geht es auch in dem Stück "Les Inouis". Thema sind aktuelle Migrationsbewegungen. "Das Theater spricht mit verschiedenen Kunstformen vom Jetzt. Wir haben auch ein ganz tolles Stück dabei vom Théâtre d' un jour, das von den Flüchtlingen früher und heute spricht - eine Mischung aus Dokumentartheater, Video, Marionettenkunst und Zirkus. Das ist ein sehr berührendes Stück, das sogar hinter dem Kulturzentrum in einem Zelt aufgeführt wird", erklärt Heck.
Und schließlich feiert das Jugendtheater Inside Premiere im Alten Schlachthof. 15 Jugendliche spielen Lilly Axsters Text "Doch einen Schmetterling habe ich nicht gesehen". Es geht um die Kindheit in Konzentrationslagern zur Nazizeit. Sie werden live begleitet von 30 Musikern des Orchesters Eastbelgica.
Sechs verschiedene Ensembles und zwölf Aufführungen - das Scenario-Festival kann starten. Das vollständige Programm ist bei Chudoscnik Sunergia erhältlich und auf der Webseite des Alten Schlachthofs einsehbar.
cd/mg