Mit dem zeitgenössischen Tanzstück "Stoel" wurde das Theaterfest eröffnet - und das nicht zufällig. Denn der Stuhl spielt in der 28. Ausgabe eine besondere Rolle. Unter dem Motto "Nehmen Sie Platz" hatte das Agora-Ensemble zum diesjährigen Theaterfest eingeladen. Da passte es ganz gut, dass die Compagnie Nyash aus Brüssel zur Eröffnung die Stühle tanzen ließ.
Dabei ist die Aufforderung Platz zu nehmen, nicht nur im wörtlichen Sinne gemeint. Platz nehmen sei auch im Sinne von Platz nehmen in der Gesellschaft gedacht, erklärt Line Lerho von der künstlerischen Leitung des Theaterfests.
Die Premieren-Besucher haben die Einladung dieses Mal mit besonderer Vorfreude angenommen. Denn das Festival hatte ein Jahr ausgesetzt. Um so mehr freuten sich die Stammgäste auf die neue Ausgabe.
Aber nicht nur auf das alte Stammpublikum hoffen die Theatermacher. Das Festival soll auch neue Besucher anziehen, die weniger mit dem Theater vertraut sind. Elitär soll das Festival auf keinen Fall sein, betont Kurt Pothen, künstlerischer Leiter des AGORA-Theaters. Deshalb wird sich die Theaterleitung auch besonders über junge Besucher freuen, die zum ersten Mal dabei sind.
Das zweite Stück des Premierenabends kam vom Brüsseler Theatre de L'EVNI: "Alibi" ist wie "Stoel" beim Kinder und Jugendtheatertreffen in Huy ausgezeichnet worden. Die Hälfte der Stücke des St. Vither Festivals sind auch für Kinder geeignet. Das Programm ist wie immer bunt und vielfältig.
Besonders ans Herz legen die Veranstalter dem Publikum den Hamiltoncomplex der Compagnie Hetpaleis aus Antwerpen. Dafür gibt es freien Eintritt für alle 13-Jährigen. Eine öffentliche Radiosendung präsentiert außerdem "Rumeur et petits jours" des Brüsseler Theaters Raoulcollectif - ein Theaterstück, das sich eher an Jungen richtet.
Diskussionen über die Stücke sind ausdrücklich erwünscht. Auch bei den Theatergesprächen mit Festivalbeobachtern sind interessierte Besucher willkommen. Unterhalten, verzaubern, träumen lassen, aber auch zum Nachdenken anregen - all das will das Internationale Theaterfest in St. Vith. "Wenn wir es schaffen würden einen Beitrag dazu zu leisten, diese Diskussion um die Rolle des Einzelnen in der Gemeinschaft nach außen zu tragen - außerhalb dieses Kreises um das Festival -, dann haben wir viel erreicht", so Kurt Pothen.
mb/mg - Fotos: Agora