Sie kamen aus Afrika, Asien oder Ozeanien. Männer, Frauen und Kinder - zur Schau gestellt wie Tiere. Täglich mussten sie acht Stunden lang die Rolle von Wilden übernehmen. Menschenzoos, Völkerschauen - Attraktionen, die im Laufe der Zeit mehr als 400 Millionen Menschen anzogen. Diese Völkerschauen förderten die Geisteshaltung, dass die weiße Rasse die dominierende sei.
"Dies hat zu einer Hierarchisierung der Rassen geführt, es gab den Besucher und es gab diejenigen, die zur Schau gestellt wurden. Und ein Wilder konnte nur halbnackt sein, sonst war es kein Wilder. Man bezahlte sie als Darsteller. Der Besucher glaubte, Wilde gesehen zu haben. Das war erniedrigend, förderte den Rassismus und rechtfertigte die Kolonialherrschaft. Das faszinierte die Menschen, die ja nicht verreisten", erklärt Kolonialhistoriker Pascal Blanchard.
So sind mehr als 35.000 Menschen im Laufe der Zeit zur Schau gestellt worden. Manche starben durch Krankheiten, die sie nicht kannten. Das war auch in Belgien der Fall. Einer der letzten Menschenzoos wurde anlässlich der Weltausstellung 1958 in Brüssel gezeigt. "Die belgischen Besucher verteilten Bananen oder gaben Affenlaute von sich. Die Kongolesen fühlten sich erniedrigt und sind nach drei Wochen wieder nach Hause geflogen", erklärt Maarten Couttenier, Anthropologe im Königlichen Museum Zentralafrika.
Die Ausstellung veranschaulicht, wie das Bild des Wilden in den Köpfen entstand und wie auch heute noch rassistische Vorurteile existieren. Der aus Guadeloupe stammende Ex-Fußballer Lilian Thuram wurde mit Rassismus konfrontiert, als er nach Frankreich zog. Er hat eine Stiftung gegen Rassismus ins Leben gerufen. "Wenn man mit neun Jahren nach Frankreich kommt, die Schule besucht und mit Kindern zusammen trifft, die einem sagen, dass Schwarze minderwertige Menschen sind, dann wird klar, dass diese Kinder nicht verstehen, dass sie in Wirklichkeit sagen, dass die Weißen eine vorherrschende Rasse sind."
Die Ausstellung in der "Cité Miroir" in Lüttich ist bis zum 23. Dezember zugänglich und wandert dann zunächst nach Japan und anschließend nach Deutschland.
Chantal Delhez - Archivbild: BELGA