Trotz internationaler Appelle verwehrt die Türkei Zehntausenden syrischen Flüchtlingen an der Grenze weiterhin den Einlass. Lediglich Verletzte dürften passieren, sagte Mustafa Özbek, ein Sprecher der regierungsnahen türkischen Hilfsorganisation IHH, am Dienstag. Die Verwundeten würden in Krankenhäuser gebracht und dort behandelt.
Auf der syrischen Seite der Grenze warten seit Tagen nach unterschiedlichen Angaben zwischen 10.000 und 50.000 Menschen aus dem umkämpften Aleppo. Die syrische Armee und ihre Verbündeten waren in der vergangenen Woche mit Hilfe russischer Luftschläge im Norden des Landes vorgerückt und hatten die neue Massenflucht ausgelöst. Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, William Spindler, bat die Türkei in Genf, die Grenzen für alle Flüchtlinge aus Syrien zu öffnen.
Die Türkei will die Flüchtlinge nach eigenen Angaben zunächst auf der syrischen Seite der Grenze versorgen. Unter anderem sind türkische Organisationen wie die IHH und die Katastrophenschutzbehörde Afad sowie das UN-Welternährungsprogramm (WFP) in der Region aktiv. Das WFP teilte mit, Helfer verteilten Nahrung an Notleidende in der nordsyrischen Stadt Asas in der Nähe der Grenze. In den nächsten Tagen sollen demnach 26.000 Menschen versorgt werden.
Die türkische Führung erwartet Tausende Schutzsuchende an ihrer Grenze, die Zahlen gehen jedoch weit auseinander. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende gesagt, er rechne mit rund 70.000 Menschen, die in Richtung Türkei fliehen. Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmus sprach am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu von 600.000 Flüchtlingen, die sich im schlimmsten Fall zur türkischen Grenze aufmachen könnten. Ziel sei, die Menschen außerhalb der Türkei zu versorgen. Nach Regierungsangaben hat die Türkei bereits 2,5 Millionen Flüchtlinge alleine aus Syrien aufgenommen.
dpa/rkr/km - Bild: Bulent Kilic/AFP