Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten länderspezifischen Sonderzölle sind in Kraft. Seit Mitternacht amerikanischer Zeit (6.01 Uhr MESZ) gelten für zahlreiche Länder deutlich höhere Abgaben - vor allem für jene, mit denen die USA nach Regierungsangaben ein besonders hohes Handelsdefizit haben.
Für jedes betroffene Land wurde ein individueller Zollsatz festgelegt, der neben klassischen Einfuhrabgaben auch andere Handelshemmnisse abbilden soll. Daraus leitet sich der entsprechende US-Zoll auf Importe aus diesen Ländern ab. Ökonomen zweifeln jedoch an der Berechnungsgrundlage für die Länderliste und kritisieren, dass sie auf teils fehlerhaften Annahmen beruhe.
Die pauschalen Abgaben betragen je nach Land zwischen zehn und 50 Prozent. Gegen China verhängte Trump nochmals höhere Zölle, damit gelten nun Sonderzölle von insgesamt 104 Prozent auf chinesische Importe. China erhob im Gegenzug weitere Einfuhrzölle auf alle US-Waren in Höhe von 50 Prozent. Ab Donnerstag gelten damit Einfuhrzölle in Höhe von insgesamt 84 Prozent auf alle US-Waren.
Sorge vor globaler Krise, Fehde im Weißen Haus
Trumps Vorstoß ließ die Börsen weltweit einbrechen. Zwar ging es nach dramatischen Kursverlusten wieder etwas aufwärts, doch die aggressive Handelspolitik der US-Regierung sorgt weiterhin für erhebliche Verunsicherung. Es wird befürchtet, dass ein eskalierender Handelskonflikt die globale Wirtschaft in eine tiefe Krise stürzt.
Auch in den USA wächst die Sorge vor einer Rezession. Selbst unter Trumps politischen Verbündeten regt sich Kritik. So entlud sich eine öffentlich ausgetragene Fehde zwischen Tech-Milliardär Elon Musk und Trumps Wirtschaftsberater Peter Navarro - offenbar ausgelöst durch Differenzen über die neue Zollstrategie.
Navarro hatte angedeutet, Musk sei unzufrieden mit den Importzöllen, da das Geschäftsmodell seiner Firma Tesla auf günstige Bauteile aus dem Ausland angewiesen sei. Musk bezeichnete Navarro daraufhin als "Idiot", der dümmer sei "als ein Sack Ziegel".
Trump überzeugt: Das "goldene Zeitalter" der USA beginnt
Es ist der bislang aggressivste Eingriff von Trumps Regierung in die globale Handelspolitik. Trump zeigt sich dennoch überzeugt: Nun werde das "goldene Zeitalter" der USA beginnen. Der US-Präsident will mit seiner Zollpolitik die heimische Produktion stärken und zugleich ausländische Handelspartner zu Zugeständnissen bewegen. Die erwarteten Zusatzeinnahmen sollen auch dabei helfen, im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.
US-Sonderzölle treffen auch belgische Exportwirtschaft
Auch die belgische Wirtschaft wird die neuen Sonderzölle der US-Regierung zu spüren bekommen. Die USA sind der viertgrößte Handelspartner von Belgien. Belgien exportiert hauptsächlich Chemieprodukte, Maschinen, Ausrüstungen und Lebensmittel in die USA, wie beispielsweise tiefgefrorenes Gemüse, Fritten, Waffeln und Schokolade.
Die Auswirkungen werden je nach Branche sehr unterschiedlich ausfallen. Der Pralinenhersteller Leonidas beispielsweise exportiert nur ein Prozent seiner Produktion in die USA.
US-Zölle treten in Kraft: Drei mögliche Auswirkungen für Belgien
dpa/sh/est