Vom inhaftierten Kremlgegner Nawalny gibt es weiter kein Lebenszeichen.
Es gebe immer noch keine Nachricht, sagte Nawalnys Sprecherin am Samstag. Seit fünf Tagen versuche Nawalnys Anwalt im Straflager Kontakt mit ihm aufzunehmen. Er sei aber nicht zu ihm vorgelassen worden.
Nawalnys Team hatte am Freitag Alarm geschlagen, nachdem er nicht wie sonst bei Gerichtsverhandlungen per Video zugeschaltet wurde. Der 47-Jährige ist gesundheitlich angeschlagen. Mitarbeiter hatten das Scheitern einer Video-Schalte mit fehlendem Strom erklärt.
Die Sorgen um Nawalny seien besonders groß, weil ihm in der vergangenen Woche in seiner Zelle schlecht geworden sei. Seit einer Woche würden auch Briefe von Nawalny oder an ihn nicht zugestellt.
Nawalny sitzt in einem Straflager östlich von Moskau. Er war zu 19 Jahren Straflager verurteilt worden und ist international als politischer Gefangener eingestuft.
dpa/vk
Nawalny hat in den Jahren 2010 bzw. 2019 am World-Fellowship-Programm der US-Eliteuniversität Yale teilgenommen. In diesem Programm wurden die führenden Persönlichkeiten der vom "Westen" unterstützten „Farbrevolutionen“ in der ehemaligen Sowjetunion ausgebildet, u. a. die Führer der Orangenen Revolution (2004) und der „Maidan-Bewegung“ (2013-2014) in der Ukraine.
In einer Umfrage des Lewada-Zentrums sahen nur zwei Prozent der Bevölkerung ihn als vertrauenswürdigen Politiker. Der ist keine populäre Führungsfigur in Russland. Er hat Menschen aus dem Kaukasus als „Kakerlaken“ beschimpft. Verglichen mit der deutschen oder amerikanischen Politiklandschaft läge Nawalny auf einer Linie mit Donald Trump oder der AfD.
Bei allen Protesten der Opposition gegen Putin, an deren Organisation er beteiligt war, wurden rechtsextreme Kräfte bewusst eingebunden.
Zudem hat Nawalny enge Beziehungen zu Teilen der russischen Eliten und dem Staatsapparat. Zu seinen Unterstützern gehören Wladimir Aschurkow und Michail Fridman, zwei der reichsten Männer Russlands, sowie Ökonom Sergei Gurjew, ein ehemaliger Verbündeter des Ex-Präsidenten Medwedew.