Nach dem Tod eines Jugendlichen durch Polizeigewalt sind in Frankreich bei erneuten Krawallen 719 Menschen festgenommen worden. Ausschreitungen gab es vor allem in Lyon, Paris und Marseille.
In Marseille setzte die Polizei Tränengas ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Landesweit wurden 486 Menschen festgenommen.
Innenminister Darmanin schrieb auf Twitter, dass die Nacht "dank des entschlossenen Vorgehens der Ordnungskräfte" eine ruhigere gewesen sei. Insgesamt 45.000 Polizisten waren im Einsatz. 45 Polizisten wurden bei den Ausschreitungen verletzt.
Weiter schrieb Darmanin, dass das Durchschnittsalter der Randalierer 17 Jahre sei, es seien aber auch 12- und 13-Jährige festgenommen worden, die Brandsätze geworfen hätten. Der Innenminister appellierte an die Verantwortung der Eltern.
Unruhen in Lausanne
Die Unruhen in Frankreich haben am Samstag auch die Schweiz erreicht. In Lausanne nahe der französischen Grenze randalierten am Abend mehr als 100 Jugendliche und beschädigten Geschäfte. Die Polizei nahm sechs Minderjährige und einen 24-Jährigen fest.
Brüsseler Polizei verhindert womöglich Randale
In Brüssel wurde am Samstagabend über soziale Medien zu Versammlungen aufgerufen. An der Avenue Louise nahm die Polizei vorsorglich 31 Minderjährige in Gewahrsam. Die Eltern wurden benachrichtigt und aufgefordert, ihre Kinder auf der Polizeistation abzuholen. Weitere Zwischenfälle gab es in Brüssel nicht.
Macron will am Abend Lagebericht abgeben
Angesichts der anhaltenden Unruhen in Frankreich will Präsident Macron am Sonntagabend einen Lagebericht abgeben. Das teilte der Elysée-Palast mit. Zuletzt hatte sich Macron am Freitag dazu geäußert. Angesichts des sehr jungen Alters vieler Randalierer appellierte er an das Verantwortungsgefühl der Eltern.
Auslöser für die Unruhen war der Tod eines Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag. Ein Polizist hatte den 17-Jährigen erschossen, als dieser plötzlich losfuhr. Der Beamte ist in Untersuchungshaft. Gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt. Seit dem Vorfall wird Frankreich von massiven Krawallen erschüttert. Jede Nacht wurden mehrere Hundert Menschen festgenommen, es kam zu Plünderungen, Brandanschlägen und Gewalt zwischen Polizisten und Randalierern.
vrt/dpa/rtbf/jp/vk
Solche Unruhen sind typisch für Frankreich genau wie Bordeaux-Wein, Käse und Baguette. Und daß es in Belgien und der Schweiz zu ähnlichen Ereignissen kommt, zeigt nur, dass diese beiden Länder sehr verbunden sind mit Frankreich.