Eigentlich ist "Juice" das englische Wort für "Saft". Im vorliegenden Fall ist "Juice" aber eine Abkürzung, genauer gesagt ein Akronym. Es steht für "JUpiter ICy moons Explorer": Das umschreibt tatsächlich ziemlich genau die Mission der europäischen "Juice"-Sonde: Sie soll die Eismonde des Jupiters erforschen.
Der Jupiter ist der größte Planet unseres Sonnensystems. Der Gasriese wird von - je nach Zählweise - 79 Monden umkreist. Das sind nur die größten Trabanten, die sich in seiner Umlaufbahn bewegen. Einige dieser Monde sind so groß, dass sie mit recht einfachen Mitteln auch von der Erde aus zu beobachten sind. Das gilt zum Beispiel für Ganymed, Kallisto und Europa. Sie wurden 1610 von dem italienischen Astronomen und Naturforscher Galileo Galilei zum ersten Mal beschrieben. Doch gibt es da auch noch eine andere Gemeinsamkeit: Die drei Monde sind von einer dicken Eisschicht bedeckt. Darunter wird ein Ozean vermutet: Wasser in flüssiger Form. Wer "Wasser" sagt, der sagt potentiell auch "Leben".
"Genau das ist die Aufgabe der "Juice"-Sonde", resümierte in der VRT Philippe Willekens, Kommunikationschef der Europäischen Weltraumorganisation ESA: Die Monde zu erkunden, um zu ermitteln, ob dort Leben möglich ist, vielleicht sogar existiert, oder existiert hat.
Zum Jupiter gelangen - in acht Jahren
Erstmal muss "Juice" aber zum Jupiter gelangen. Da sind wir immer noch weit von den Science-Fiction-Träumen entfernt. Die Strecke, für die die "Enterprise" von Captain Picard ein paar Minuten benötigt, wenn überhaupt, dafür braucht "Juice" geschlagene acht Jahre. Dafür gibt es Gründe. Weil man die Sonde nicht mit Treibstoff überfrachten wollte/konnte, muss sie einen "Umweg" über die Venus nehmen, um in deren Gravitationsfeld quasi "Schwung zu holen". Allein die Reise zum Jupiter ist also schon eine komplexe Herausforderung.
Einmal am Jupiter angekommen, soll "Juice" dann nacheinander die drei Monde für einige Monate umkreisen und dabei wertvolle Daten sammeln, die dann zur Erde gefunkt werden. Als letzter ist Ganymed an der Reihe, der größte Mond unseres Sonnensystems, der sogar größer ist als der Planet Merkur. 2035 soll "Juice" dann auf Ganymed kontrolliert zum Absturz gebracht werden.
Belgischer Beitrag wirklich beachtlich
Der Start der Sonde am Donnerstag ist buchstäblich nur der Beginn einer sehr langen Reise, die erst in zwölf Jahren endet. Das Ganze hat seinen Preis: Die Kosten für die "Juice"-Mission belaufen sich auf 1,6 Milliarden Euro. Die Sonde an sich hat mit einem Gewicht von mehr als sechs Tonnen schon beeindruckende Dimensionen. "Juice" enthält zehn High-Tech-Messgeräte, an deren Entwicklung auch eine Reihe von belgischen Firmen und Universitäten beteiligt waren, unter anderem das Lütticher Weltraumzentrum CSL und auch die Uni Lüttich.
"Insgesamt ist der belgische Beitrag wirklich beachtlich", sagte auch ESA-Sprecher Philippe Willekens in der RTBF. Belgien verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in puncto Weltraumtechnik, insbesondere eine Reihe von Firmen, die wesentliche Bauteile beisteuern. Es gibt auch eine extrem aktive und renommierte Riege von Wissenschaftlern. Belgien gehörte auch schon zu den Gründerstaaten der ESA.
Belgien ist sogar der fünftgrößte Beitragszahler der ESA. "Wirklich bemerkenswert für ein kleines Land", lobt auch der französische Astronaut Thomas Pesquet. "Belgien ist in der Weltraumforschung gewissermaßen das größte der kleinen Länder. Es gab auch schon diverse belgische Astronauten gerade erst ist mit Raphael Liegeois ein neuer zu uns gestoßen."
Nicht umsonst jedenfalls ist König Philippe zum europäischen Weltraumbahnhof Kourou nach Französisch-Guyana gereist, um dem Start der Ariane-5-Rakete beizuwohnen - dies zusammen mit seinem Sohn, Prinz Gabriel, der seinen Vater erstmals alleine auf einer Auslandsreise begleitet.
Roger Pint