Den Gegner auch mit Desinformation ins Visier zu nehmen, ist schon immer ein fester Bestandteil der Kriegsführung gewesen. Wobei es nicht immer Falschinformationen sein müssen. Information kann auch anderweitig zum eigenen Vorteil manipuliert werden.
Diverse nationale und übernationale Stellen haben diese Art der Bedrohung auch schon seit Langem im Auge. Spätestens mit Ausbruch des Ukrainekrieges ist dieses Konfliktfeld aber noch wichtiger geworden.
Auf europäischer Ebene fällt die Bedrohung durch Informationsmanipulation in die Zuständigkeit des Europäischen Auswärtigen Dienstes, genauer gesagt in die der Abteilung für Strategische Kommunikation, Task Forces und Informationsanalyse. Deren Leiter Lutz Güllner fasst im Gespräch mit dem BRF zusammen, wie sich der Krieg im Informationsraum in den letzten rund zwölf Monaten entwickelt hat: Der Angriffskrieg werde im Informationsraum genauso intensiv geführt wie auf dem tatsächlichen Schlachtfeld.
Der Westen wird aggressiv dargestellt
Einige grundsätzliche Herangehensweisen der Russen seien natürlich im Kern noch die gleichen wie vor dem 24. Februar letzten Jahres, führt Güllner aus. "Erstens die Umdrehung von Ursache und Wirkung. Heißt: Die Ukraine beziehungsweise der Westen werden als aggressiv dargestellt und Russland habe gar keine andere Wahl gehabt, als sich zu verteidigen."
Das zweite große Narrativ kenne man zwar schon seit Jahren, Russland habe seine Verwendung aber unmittelbar vor und während der Invasion noch einmal enorm intensiviert: Das Absprechen nicht nur der territorialen Integrität, sondern des Existenzrechts der Ukraine, ihrer Bürger und ihrer Regierung.
Propaganda: Nazis in der Ukraine
In diese Sparte falle auch die andauernde Propaganda über angebliche Nazis in der Ukraine. Gerade dieses Narrativ sei enorm hochgefahren worden, nachgewiesenermaßen auch gerade in den Wochen vor dem Beginn der russischen Großinvasion.
Das dritte Haupt-Narrativ sei dann fast schon als klassische Kriegspropaganda zu bezeichnen, so Güllner: Es handele sich um Informationsmanipulation bezüglich des Kriegsverlaufs, der Siege und Niederlagen und Verluste. Inhaltlich kann man also eher von Variationen als von einer echten Evolution sprechen.
Geklonte Webseiten
Auf der Taktikebene sieht das aber wohl anders aus. Hier stechen laut Güllner vor allem zwei Elemente heraus: Die Verwendung der sogenannten russischen Staatsmedien beziehungsweise die entsprechenden Aktivitäten in den Sozialen Medien habe man ja bereits gekannt. Es gebe aber eben auch neue, sehr raffinierte Taktiken. Nämlich etwa das Klonen der Webseiten von angesehen Medien, um dort andere beziehungsweise manipulierte Inhalte zu platzieren.
Dafür sei schon ein gehöriges Maß an technischen Kenntnissen und Knowhow notwendig, unterstreicht Güllner. Neue Entwicklungen habe es außerdem auch bei den Verteilungskanälen für manipulierte Informationen gegeben.
"Offizielle russische Kanäle wie Botschaften und Konsulate spielen mittlerweile eine sehr wichtige Rolle als Verteiler für Desinformationen", so Güllner. Das sei früher anders gewesen.
Russland global isolieren
Seit Beginn des Krieges versucht der Westen auch, Russland auf der internationalen Bühne zu isolieren. Global betrachtet mit mäßigem Erfolg.
Insbesondere die zumindest ambivalente Haltung Chinas fällt hierbei immer wieder auf. Grund genug also, sich auch die Frage zu stellen, welche Rolle das dortige Regime beim Kampf im Informationsraum spielt.
Rolle Chinas
Es sei auffällig, dass es eine Tendenz gäbe, dass chinesische Akteure seit dem 24. Februar 2022 viele Inhalte aufgriffen, weiter verteilten und damit verstärkten, die aus dem russischen Desinformationssystem stammten, beobachtet Lutz Güllner.
Man habe also festgestellt, dass es eine gegenseitige Verstärkung bei der Informationsmanipulation gebe. Die erstrecke sich allerdings nur auf bestimmte Narrative, nicht auf alle.
Ein herausstechendes Beispiel seien die angeblichen biologischen Waffen in der Ukraine. Russland verteidigt seinen Angriffskrieg unter anderem damit, dass die Ukrainer - unterstützt von den Vereinigten Staaten - angeblich dabei gewesen sein sollen, Biowaffen zum Einsatz gegen Russen zu entwickeln. Dieses Narrativ hätten die chinesischen Kanäle sehr genau, fast wörtlich sogar, aufgegriffen und verteilt.
"Es gibt also gewisse Überschneidungen." Allerdings könne man daraus nicht ablesen, inwieweit das eine staatliche Kooperation zwischen Russland und China darstelle.
Für Lutz Güllner und seine Abteilung ist jedenfalls klar: Ausländische Informationsmanipulation muss genau im Auge behalten werden.
Boris Schmidt
Eine von vielen Ursachen war der europäische Drang nach Osten und die Demütigung Russlands.
An einem Krieg ist nie einer allein schuld.
Und auf beiden Seiten wird gelogen.
Ich hoffe, dass beiden Seiten die Munition ausgeht und so gezwungen sind, eine friedliche Lösung zu finden.
Das einzig gute an diesem Konflikt ist, dass die europäischen Politiker aus ihrem Greta-Märchen-Traum erwacht sind und nun die Realitäten besser sehen.